Anruf Gottes

Das Konradsblatt, eine wöchenlich erscheinende Zeitschrift des Erzbistums Freiburg, hatte Anfang Februar Gott auf dem Titel. Darunter stand: Eingehender Anruf … Die Geschichte dazu hieß Wen(n) Gott anruft. Rückkehr zum Kerngeschäft.

Kluger Satz zu Beginn:

Es gehört zum Wesen von Gotteserfahrungen, dass sie so oder anders gedeutet werden können. Dass sie den, der sie verspürt, tief berühren — zuweilen gar aus der Bahn werfen, immer aber die Gewissheit schenken: Der Glaube hat mitgeholfen.

Der Glaube ist den Katholiken wichtig. Kürzlich fragte mich ein Taxifahrer: Sind Sie gläubig? Ich glaube, ich sagte: Ich habe meinen eigenen Glauben. Dann fragte er nochmal: Glauben Sie an Gott? Da antwortete ich Ja. Für die Katholiken würde das nicht reichen, da musst du an Jesus den Gott glauben, an die heilige katholische Kirche und die Gemeinschaft der Heiligen und werweißwas.

Die erste Zeugenaussage im Konradsblatt war denn auch »staatstragend« und kam irgendwie pflichtgemäß: Ein pflegebedürftiger, schlecht gelaunter Opa beruhigte sich nach der Krankensakbung durch den Priester, und Frieden legte sich auf sein Gesicht. Amen.

Eine Frau hatte Herzschmerz und »suchte Zuflucht im Gebet«.

Plötzlich fühlte es sich an, als würde eine Hand in meinen Brustkorb eindringen und langsam allen Schmerz – wie Unkraut aus der Erde – nach oben herausziehen. Erschrocken lag ich da und nahm die tiefe Heilung wahr, die sich in meinem Körper ausbreitete. Ich werde Gott auf ewig für dieses Eingreifen dankbar sein. 

Dann gibt es noch zwei Geschichten mit wundersamer Hilfe. Einmal wurde einem Kind geholfen, das sich verschluckt hatte; im anderen Fall reisten zwei Frauen in einem alten Ford Mustang durch die Vereinigten Staaten, hatten drei Pannen und trafen drei Mal freundliche Männer, die sofort halfen. Und eine Frau war krank, und eiine Stimme sagte zu ihr: »Hör auf zu rauchen, sonst kann ich dir nicht mehr helfen.«

War sicher ihr Geistführer. Die müssen manchmal streng sein. Am Ende des Artikels erzählt noch eine Ordensschwester über Gott in ihrem Alltag.

Nichts Spektakuläres, aber die umwerfende Erfahrung, dass Gott mein Leben mit mir teilt. … Nichts, was passiert, ist Zufall. Alles fällt mir von Gott her zu.

Wer das so sehen und danach leben kann, ist gesegnet. Mir gefällt das ja auch, Der Moslem könnte das auch sagen. Allah (swt) ist überall.

Die Kirchen betrachten Nahtod-Erfahrungen mit Zurückhaltung. Das wundert uns nicht. Auch Wunder und das Wirken von Heiligen haben sie zunächst bezweifelt; dann musste immer eine Kommission her, ein Spruch von oben, ob’s genehmigt sei. Die Kirchen meinen eben, das Monopol auf Gott zu besitzen, und sie meinen, sie besäßen den Alleinvertretungsanspruch. Daran dürfen wir aber (und müssen wir) zweifeln. Wenn die Kirchen von Gott reden, riechen wir immer ein wenig Weihrauch.

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.