Ohne Schonung

Bevor wir morgen eine Flugreise antreten, muss ich noch auf die mittlerweile 5 Mordanschläge oder Attentate in den vergangenen Wochen eingehen: Magdeburg, New Orleans, Aschaffenburg, München und Villach. Die 5 Männer, die zuschlugen und -stachen, kamen aus der arabischen Welt. Dass sie vielleicht traumatisiert und isoliert waren, ist keine Entschuldigung für ihre (Un-)Taten.

Wir erfahren ja nicht viel über die Täter. Wie rechtfertigen sie das, was sie getan haben? Was war ihr Motiv? Man wird sie wohl eingehend befragt haben. Der Syrer in Villach soll IS-Fahnen (vom Islamischen Staat) besessen und der Organisation einen Treueschwur geleistet haben. Sollen die ihr Hörigen so viele Ungläubige wie möglich töten oder sollen sie eine blutige Tat vollbringen, damit die freien Gesellschaften in Verwirrung geraten? Der IS hat ja schon schreckliche Selbstmord-Attentate in Auftrag gegeben; das sind Fanatiker, die den Gottesstaat herbeibomben wollen. In einem solchen zu leben ist kein Spaß; es geht nicht darum, dass Menschen gut leben können, sondern dass grausamen Gesetzen Genüge getan wird.

Der Islamische Staat, diese Terror-Organisation, folgt, wie zu lesen ist, dem Wahhabismus. Sie sind Wahhabiten (und nennen sich selber Salafisten) und folgen den Lehren von Muhammad Ibn Abd al-Wahab (1702-1792). Den mystischen Islam oder Sufismus lehnte dieser ab, und auch die Schiiten waren ihm verhasst. Es ging ihm nur um die Einheit mit Gott, und andere Formen der Verehrung (Wallfahrten zum Beispiel) seien nur Ablenkung. Bei Wikipedia heißt es:

Die Konsequenz aus dieser Lehre war, dass Ibn ʿAbd al-Wahhāb und diejenigen, die ihm folgten, den Großteil der Muslime für Ungläubige hielten.

Weiter:

Die möglichst wortgetreue Umsetzung der islamischen Quellen hatte für ihn Vorrang vor der Frage nach der zugrundeliegenden Absicht der Rechtssätze, die Spielraum für zeitgemäße Veränderungen des Rechts gegeben hätte. Die Lehre verurteilt »Neuerungen« als unzulässig.

Es gilt der Koran, der 640 fertig überliefert worden war, ungeachtet der 1400 Jahre, die seither verflossen sind. Interpretationen sind unzulässig. Das ist beinharte Orthodoxie, die, wenn sie ins Extrem geht, anscheinend vor vielfachem Morden nicht zurückschreckt. Es ist ein archaisches Denken. Im Koran steht meines Wissens nirgends, dass man Ungläubige töten soll. In einer Sure steht ungefähr: »Töte kein lebendiges Wesen, denn Allah (swt) hat sie geheiligt; außer aus einem triftigen Grund.« Der könnte sein: Wenn er dir ans Leben will.

In Sure 60 lautet der 8. Vers: »Gott verbietet dir nicht, diejenigen, die dich nicht angreifen und dich nicht aus deinem Heim vertreiben, freundlich und gerecht zu behandeln, denn Gott liebt die Gerechten.« Woanders steht, man könne friedliche Ungläubige auch zum Freund haben!

Archaisches Denken, hatte ich geschrieben. Was mag vor 2700 Jahren (also mehr als ein Jahrtausend vor dem Koran) für ein Geist im Vorderen Orient geherrscht haben? Ich habe wieder in das biblische Buch Jesaja geschaut, das um 700 vor Christus fertiggestellt war, und war wieder entsetzt (auch wenn ich das bereits zitiert hatte). Es geht gegen Babel, das irgendwelche Untaten beging. Jesaja hat eine Vision, die er in 13,9 darlegt:

Seht den Tag des Herrn kommen – voll Grausamkeit, Grimm und glühendem Zorn.

13,15, da denkt man an die Untaten von Aschaffenburg und Villach:

Man sticht jeden nieder, dem man begegnet.

Und 13,16:

Vor ihren Augen werden ihre Kinder zerschmettert, ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet.

Schon in 3,30 werden die hochmütigen Frauen Jerusalems gerügt. Der »Herr der Heere«, der all dies angeblich befiehlt, wird ihnen ihren Schmuck wegnehmen und ihre Häupter mit Schorf bedecken: »Moder statt Balsam, Glatze statt kunstvolle Locken.« Wer wird das tun? Die Männer, die die Exekutive verkörpern und Gottes angebliche Wünsche umsetzen. – Das Gericht wird über Edom kommen (34,6):

Das Schwert des Herrn ist voll Blut, es trieft von Blut.

Und Samuel bekommt eine Mahnung. Saul, der neue König, soll das Volk der Amalekiter ja nicht schonen (15,7):

Schone es nicht, sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel! … Nur alles Minderwertige und Wertlose weihten wir dem Untergang.  

Kinder und Säuglinge töten. Da friert es einen, aber im 20. Jahrhundert gab es das auch. Und der Täter von Aschaffenburg hat ein Kind erstochen, der von Villach einen Jungen. Warum haben sie das getan? – Gottes Befehl war es nicht. Auch Jesaja hat sich täuschen lassen. Ein Dämon hat ihm das eingegeben.

 

 

 

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