Zuversichtliche Reiche

Zwei Monate Trump, da könnte manipogo ja auch einmal etwas über diesen Ungeist schreiben, der aus der Flasche kam und nicht mehr zurückzuzwingen ist. Sein Atem verpestet die halbe Welt. Vieles ist geschrieben worden, wir fassen nur kurz zusammen. Und zwischendurch fiel uns ein, wie wenig die Menschheit doch erreicht hat.

Systematisch haben Trump und Genossen alte Institutionen zertrümmert, wodurch Millionen Menschen in armen Ländern, hunderttausende Studenten und tausende Arbeitnehmer sich bedroht fühlen müssen. Die Bewohner der Vereinigten Staaten sind zwar zu zwei Dritteln christlich, und im Christentum ist Nächstenliebe ein Pfeiler der Lehre, doch für Trump ist Hilfe für andere wohl »links«und »marxistisch«. Eine Gesellschaft, in der alle ihr Auskommen haben und keiner hungern muss, wäre eine gelungene Gesellschaft.

Die Denker der schottischen Aufklärung hatten einen Traum: Jeder arbeitet für die eigenen Ziele, und wie durch ein Wunder entsünde dadurch eine solidarische, funktionierende Gesellschaft. Das klang gut, funktionierte aber nur annähernd. Eingriffe waren nötig. Am Anfang der Gesellschaftbildung stand jedoch das Eigentum, das durch das Recht gesichert wird. Wenn sein Eigentum gesichert sei, könne sich der Bürger (und die Bürgerin) frei wähnen, schrieben vor 250 Jahren die Theoretiker Adam Smith und Adam Ferguson.

In seiner Doktorarbeit Spektrum der Zuversicht (2021) folgerte Helmut Krämer:

Wer kein Eigentum besitzt, wird nicht als Teil dieser Gesellschaft betrachtet, und nicht nur das allein. Er ist, wie dies Smith anklingen lässt, deren Widersacher: »Wird also eine Regierungsgewalt zu dem Zwecke eingerichtet, um das Eigentum zu sichern, so heißt das in Wirklichkeit nichts anderes, als die Besitzenden gegen die Übergriffe der Besitzlosen zu schützen.« Damit sind die wirklichen Verhältnisse wieder zu ihrem Recht gekommen, indem sich die Zuversicht, die eine solche Argumentation verbreitet, unverhohlen darauf beschränkt, die Zuversicht der Besitzenden zu sein.

Unter Trump können sich die Besitzenden zurücklehnen: Die ohne viel Hab und Gut haben nun genug damit zu tun, ihr Überleben zu sichern. In Dutzenden Ländern der Welt lässt sich beobachten, wie Militärs und Machthaber und Machtcliquen das Volk ausbeuten und ihren eigenen Reichtum und ihre Machtbasis ausbauen. Ganze Völker sind wie Geiseln ihrer Regierungen. Es ist sozusagen ein geheimer Krieg von Reich gegen Arm.

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Interessant war ein Podcast der Bundesrechtsanwaltskammer, und es sprach Nahlah Saimeh aus Münster, eine Gutachterin, die viel mit Kriminalität zu tun hat. Zu Trump wurde sie auch befragt, und sie meinte, der Präsident besitze keine inneren Bindugen; wenn ein Plan nicht funktioniere, wechsle er schnell die Pferde. (Ein Mitarbeiter sagte sinngemäß: Erst bist du ein guter Mann … bis er dich dann feuert.) Das heißt bestimmt nicht, dass Donald Trump etwas Buddhistisches in sich habe. Er ist eben ein Geschäftsmann mit großem Ego, den kaum etwas interessiert als der eigene Erfolg. So waren viele Machtmenschen.

Noch etwas Interessantes: Frau Saimeh meinte, dass wir alle nach bedingungsloser Liebe strebten, und bei Verbrechern lasse sich diese tiefe Sehnsucht auch auffinden.

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