Der Rabbi und seine Mutter

Ostersonntag, Jesu Grab war leer, er war ausgeflogen. Viele Gläubige haben die Nacht in der Kirche verbracht: die Osternacht. Magische Stunden. Dass der Körper weg war, hat man wohl zur Verdeutlichung für die Gläubigen geschrieben. Der geschundene Körper ist nicht mehr nützlich. Unsere Seele, unsere Psyche: Das sind wir. Und wir leben in ihnen weiter. Nun brauchte es eine Geschichte dazu.

Bei Bernard Beitman, dem Synchronizitäten nachjagenden Psychoanalytiker, war Rabbi Irwin Keller zu Gast, früher spiritueller Leiter einer Gemeinde in Kalifornien und Initiator vieler anderer Dinge, bevor er nun eine dritte Karriere verfolgt. Welche das ist, blieb im Dunkeln, ist aber nicht wichtig. Er erzählte zu Beginn des Podcasts einen Traum.

Der Rabbi hielt sich in Mexiko auf, und da hatte er ihn, diesen Traum. (Er las ihn aus seinem Buch vor.) Einen Monat zuvor war seine Mutter gestorben. Im Traum betrat er ein altes europäisches Sanatorium. Ein Arzt stand bei seiner Mutter, hatte herausgefunden, was in ihrem Gehirn nicht stimmte und konnte es rasch reparieren. Sie wirkte nun jünger und stärker, als er sie je in Erinnerung gehabt hatte. Sie leuchtete von innen heraus, und der Arzt sagte, es gebe keinen Grund mehr, sie hierzubehalten. Keller nahm sie mit im Auto, und sie fuhren durch Städte und Wälder, sahen unter sich das Ägäische Meer, fuhren höher und höher, in Richtung Olympus. und es war wie damals, kurz vor ihrem Schlaganfall. Nun sagte er ihr, sie hätten schon die Trauerperiode hinter sich, es wäre wirklich traurig gewesen, und er weinte an ihrer Schulter.

Irwin Keller:

Das war der Traum. Er war schön und traurig, aber nicht besonders geheimnisvoll. Es wirkte nicht wie mein Unbewusstes, es fühlte sich irgendwie wie eine Botschaft meiner Mutter an, ich bin okay, mein Leiden ist vorüber. Das zu spüren, war für mich ein Problem, denn ich bin zum Teil ein Skeptiker. … Wenn ich etwas Transzendentes erfahre, ist mein erster Instinkt, es anzuzweifeln und mich mit kaltem Wasser zu beträufeln.

Der Rabbi wachte auf und blickte über das Meer.

Ich fühlte mich, als hätte jemand zu mir gesprochen; als wäre sie gerade dagewesen und hätte mich in ihrem Arm gehalten. Ich postete die Frage in Facebook. Und fast alle sagten: ›Natürlich war das eine Botschaft!‹ 

Irwin Keller klappte den Laptop zu und ging zum Obst- und Gemüsemarkt. Auf dem Rückweg ging er durch die Altstadt. Er dachte nach, ob nicht vielleicht sein Gehirn ihm einen Streich gespielt hätte; und er stellte sich ganz offen diese Frage: Ob man je wissen könne, ob das Gehirn sich da eingeschaltet habe? Wenn man nur eine Art Zeichen kriegen könnte!! Keller:

Als ich diese Frage auf den Lippen hatte, blickte ich auf und sah ein Zeichen. Ich stand vor dem Club Mañana, einem früheren Nachtklub und auch Theater. Das Mañana stand nun zum Verkauf, und ich starrte auf das Schild FOR SALE. Meine Augen saugten sich fast an dem Namen der Immobilienmaklerin fest: Marilyn Newman. Das war der Name meiner Mutter, bevor sie heiratete. Und dieser Name in Mexiko! … Ich stand da und fühlte mich blöd. Meine Mutter musste sozusagen ihre Unterschrift abliefern, bevor ich glaubte, dass sie sich gemeldet hatte.

Der Rabbi sagt, sein Bewusstsein sei leicht verändert gewesen nach diesem Traum. Ach ja, und dann redeten die beiden über Synchronizitäten, darüber, dass alles mit jedem kommuniziert, dass – so der Rabbi – Koinzidenzen das »Esperanto des Universums« seien und so weiter. Und sie zerredeten alles mit ihrer Schlauheit, wo man einfach sagen hätte können: Einen Monat nach ihrem Tod wollte die Mutter dem Rabbi sagen: Mir geht es gut. Es ist auch angekommen … bis sich sein Gehirn einschaltete und der Skeptiker wieder übernahm.

Ο

Träume sollte man immer ernst nehmen. Jüdische Gelehrte sagten, ein nicht interpretierter Traum sei wie ein ungeöffneter Brief. Manche Kulturen (bei den Indianern) waren der Meinung, man solle das ausagieren, was der Traum vorschrieb. Vor zwei Wochen hielt ein Mann in einem Traum eine grüne Seife hoch, und ich wollte das auf Arabisch sagen: sabun achdaru! Am Tag darauf kaufte ich mir eine grüne Seife, Palmolive.

Ich suchte ja drei schöne Oster-Geschichten und stellte damit ebenfalls (unbewusst) eine Frage. Ich schrieb an etwas Anderem, aber der Beitman-Podcast ließ mir keine Ruhe, ich wollte reinhören. Und so bekam auch ich meine Antwort. Frag das Universum, bitte es; frag Gott oder die Engel: Und du wirst Antwort erhalten. Sei nur hübsch aufmerksam.

 

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