Flugverkehr (174): Landeanflug
Ein altes Gedicht von mir gefunden. Es war in dem unvollendeten Versepos Rudi und der Gral verborgen. Rolf hat es mal in seinem Blog verwendet, wenn auch ungern; er stand damals nicht so auf Gedichte. Seither bin ich nur zwei Mal richtig in die Ferne geflogen: Uganda und Thailand; also Entebbe und Bangkok als Zielflughafen.
Traum II – Landeanflug
Du bist müde. Vier Stunden, scheint dir, flogt ihr über menschenleeres Land,
nur heiß gebackne Erde; dann wird’s grüner und: der große See und auch sein Rand.
Du hörst ein Sirren: Es werden nun die Landeklappen ausgefahren,
das Flugzeug geht leicht tiefer, legt sich in eine Kurve, unten waren
da grad ein paar Gehöfte, geschmückt mit Lichtern, doch sie flogen weg.
Dann Lichter, noch mehr Lichter wie ein Sternbild, Licht in Scharen,
ein Stadtteil? Wieder Wüste, Kreuzungen von Straßen, ein heller Fleck,
vielleicht ein Supermarkt, doch dann zeigt königlich sich diese Stadt,
der Bauch des Flugzeugs scheint die Häuser zu berühren;
jetzt wird es ernst, es heulen die Motoren auf, ein Rütteln ist zu spüren,
unten fliegt hin der Grund aus Gras und aus Beton, so nah, so platt,
und dann das harte Aufsetzen, das Fauchen aller Bremsen, und wieder mal ging eine Landung glatt.
Weniger glatt dann ist die Fahrt zum Flughafengebäude, ein Halt mit voller Bremsenkraft
Beruhigend klimpert Musik, sie sagt: Wir haben es geschafft
Wir sind auf fester Erde. Ist das wahr? Die Tischlein werden hochgepappt,
wir sammeln unsre Sachen, stehen auf, die Fächer werden aufgeklappt,
Gepäck wird rausgezerrt, man stellt sich auf, die Stewardessen stehen stramm,
dann auf die Treppe. Als drücke jemand auf die Stirn dir einen warmen Schwamm,
so ist es: warm und schwül die Luft, du gehst beglückt und wie in Trance hinab
durch Schleier feuchter Tücher, und ein alter Bus holt die Passagiere ab,
fährt großzügig über den Platz, hier Schild E zwei, vorbei an einer alten Kiste
der Linie Cathay Pacific, es schaukelt, uneben ist diese Piste.
Wir lassen das mit uns geschehn, sind gut gelandet, alles andre ist egal.
Zeig dem Beamten deinen Pass, Have a Good Stay, und noch einmal
ein Warten, es gibt ja ein Gepäckband nur, das steht, und tröstlich ist gemeint
der Spruch: ›Möge dein Koffer doch der erste sein, der hier erscheint!‹
Und dann ein Bus, umringt von Trägern und von Bettlern, eine halbe Stunde zum Hotel,
dort Einchecken mit Ausweis und mit Unterschrift, doch das geht schnell.
Im achten Stock. Zimmer acht-drei-zwei, wir inspizieren unsren Raum, das Bad
Und setzen uns aufs Bett und schauen uns nur an. Fern dringt der Lärm der Stadt
An unser Ohr. Wo? Was? Wir sind in einer fremden Stadt, wo ist das: hier?
Du schlägst dein Bett auf, und ich lege mich zu dir.



