Maria aus Magdala
Die Augsburger Allgemeine fragte einmal den Journalisten Franz Alt, was wohl geworden wäre, wenn Jesus nicht Petrus, sondern seiner Lieblingsjüngerin Maria Magdalena das Schicksal der Kirche anvertraut hätte, und Alt gab zur Antwort: »Dann hätten die Frauen in der Kirchengeschichte eine ganz wichtige Rolle gespielt.«
Diesen Satz überlieferte Michael H. F. Brock, der das Buch Evangelium nach Maria schrieb. Es ist ein Monolog der Maria von Magdala, die im Jahr
50 ungefähr 40 Jahre alt ist und zur Zeit von Jesu Tod jung war. Am Anfang der Apostelgeschichte wird sie noch erwähnt, dann Funkstille. Doch im 19. Jahrhundert fand man Schriftrollen aus dem 2. oder 3. Jahrhundert, unter denen sich auch das Evangelium nach Maria fand. Maria Magdalena streitet sich da mit Petrus, und die Jünger sind eifersüchtig. Das Stück, das die Internet Sacred Text Archives anbietet, habe ich seinerzeit übersetzt; es findet sich auf manipogo.
Michael Brock ist 1961 geboren und katholischer Priester und Prälat. 13 Jahre saß er im Vorstand der Stiftung Liebenau. Er schreibt über sein Buch:
Mir ist wichtig darzustellen, dass es Jesus um die Gottesbeziehung ging und nicht um seine Person. Mir ist wichtig aufzuzeigen, dass durch Maria, hätte sie größere Bedeutung im Apostelkreis nach dem Tod Jesu bekommen, die beginnende Kirche sehr wahrscheinlich auch andere Züge angenommen hätte. Mildere, weiblichere, emotionalere Züge.
In dem Monolog blickt Maria Magdalena zurück auf die drei Jahre, die sie mit Jesus verbracht hat. Der Autor beschreibt ihre Stellung im Kreis der Jünger.
Es wird deutlich, dass manche Jünger menschliche Vorstellungen von Rang und Stellung in der Welt gerne in den Himmel übertragen möchten. Sie möchte das nicht. Sie hat sich in der Nähe von Jesus als befreit und geheilt erlebt. Menschen in seiner Nähe werden von Lasten befreit.
Zu Beginn des 16-seitigen Aufsatzes schrieb Michael H. F. Brock:
Vor Jahren hat Papst Franziskus Maria aus Magdala zur Apostelin erklärt. Mir scheint, als hätte das die Männerwelt in der Kirche nur wenig interessiert.
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