Das Auto als Waffe
Schon öfter erwähnt. Doch nun muss man eingehender über das Thema Auto als Waffe schreiben. Wieviele Amokfahrten gab es nicht schon in dem vergangenen halben Jahr? Magdeburg, New Orleans, München, Mannheim, Vancouver, Stuttgart. Dabei starben an die 50 Menschen. Es wird in den Medien schnell abgebucht, bis das nächste Unglück passiert. Schwere Geländewagen rasen in Menschenansammlungen.
Das ist furchtbar, aber man erhält in den Medien den Eindruck, wenn die Tat nicht islamistisch oder sonstwie politisch motiviert war, könnten wir zur Tagesordnung übergehen. Die Opfer werden versorgt und betreut. Stuttgart? Ein Unfall. Vancouver: ein psychisch Kranker. Alle sind sie eigentlich psychisch krank, die so eine Tat vollbringen und dadurch auch ihr eigenes Leben ruinieren. Alles fing an mit dem fürchterlichen Anschlag von Nizza am französischen Nationalfeiertag 2016. Dabei starben 86 Menschen. Am 14. Dezember desselben Jahres raste ein Sattelzug in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz in Berlin. 12 Opfer. Diese Art der Amokfahrt hat sich eingeprägt. Irgendwelche Verrückte merken sich das und ahmen so etwas nach.
Diesen Artikel hatte ich schon lang eingeplant. Darum ist oben Liverpool nicht erwähnt, wo gestern jemand mit seinem schweren Wagen Fußgänger niederstreckte, in eine Gruppe fuhr, die die Fußball-Meisterschaft feierte.
Das Schlimme ist, dass es nicht zu verhindern ist. Wir alle leben mit Automobilen und in ihrer engen Nachbarschaft. Um sich vor solchen Taten zu schützen, müsste man zu Hause bleiben. Die Behörden haben natürlich auch keine Handhabe; es kann immer und überall passieren, meist im Zentrum größerer Städte geschieht es. Darum bucht man eine Mordtat per Auto schnell ab, sperrt den Täter weg und schweigt. Die Irren haben das schwere Automobil als Waffe entdeckt. Diese (Un-)Taten sind auch Ausdruck einer schwelenden Aggressivität in der Gesellschaft, die wir nicht richtig definieren können.
Als Freund des friedlichen Fahrrads sieht man es nun deutlich. Menschen in Automobilen können gefährliche Zeitgenossen sein. Auf Instagram las ich die Worte einer Frau, die im Auto frontal von einem bekifften Fahrer erwischt wurde. Seither ist sie, Kate, traumatisiert. Ihr Freund musste die Arbeit aufgeben, um sie, deren Gesundheit ruiniert wurde, zu pflegen. Der Fahrer, dessen Gesicht sie in der letzten Sekunde vor dem Aufprall sah, kam ohne Verletztung davon und zeigte keine Reue. Sie sei ihm auf der falschen Seite entgegengekommen. (Eine Lüge.) Im April wurde er zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt.
Auch zwei Raser in Deutschland, die bei Autorennen in der Stadt Menschen töteten, kamen mit je 5 Jahren Gefängnis davon. Vermutlich können sie später wieder den Führerschein machen. Ich finde, solche Mensschen dürften nie mehr ein Automobil lenken und sollten mindestens 10 Jahre ins Gefängnis. In Italien wurden solche Verbrechen vor Jahren als Mord eingestuft; aber man weiß natürlich nicht, ob das nicht nur für die Öffentlichkeit geschah. Alle sind Autofahrer, und vielleicht deshalb gibt es halbherziges Verständnis für Unglücke im Zusammenhang mit einem Auto.
Weltweit sterben 1,5 Millionen Menschen durch das Automobil. Schlimm ist es in Brasilien, Indien, Venezuela und Mexiko. Auch in den Vereinigten Staaten gibt es zahlreiche Unglücke, oft verursacht durch junge Menschen, die rasen und noch dazu Drogen eingenommen haben. Auf Urlaubsreisen sollte man vorsichtig sein, doch wer weiß, wann und wo einer die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert? Ich bekam eine Weile Informationen aus einem County in Texas, und da gab es alle zwei Tage eine schlimme Karambolage. Leider benutzen viele junge Männer das Automobil, um sich auszuleben und dem Geschwindigkeitsrausch hinzugeben. Um männlich zu sein. Die Opfer sind immer andere, die ihr ganzes Leben nicht mehr froh werden: ein Leben voller Schmerzen. Eine Tragödie.
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