TestpilotInnen (100): Betty Guadagno
Da wird einem feierlich zumute: der 100. Beitrag der TestpilotInnen-Reihe! Wie angekündigt, widerfährt diese Ehre Betty Guadagno, die beim Podcast Next Level Soul von Alex Ferrari zu Gast war und im April eineinhalb Stunden bekam. Und Alex bekam 600.000 Abrufe dafür!
Wie beim letzten Mal hören wir wenig über die Nahtod-Erfahrung an sich. Ich habe da nicht so gut aufgepasst, und wir kennen das nun ja, so dass interessanter ist, was die Zurückgekehrten des weiteren dachten. Es geht ja um unsere Welt und erst in zweiter Linie um die andere, die Geistige, die uns aber nah ist.
Betty hatte eine Überdosis genommen und driftete ab. Sie war 35 Jahre alt und im Grunde ein Wrack. Sie sagte, die Sucht sei ihr Gott gewesen; sie füllte ihr Leben aus. Eine Kindheit voller Probleme und Traumata. Ihre Eltern schrieben einstmals einen Abschiedsbrief und nahmen beide eine Überdosis. Betty sprach von einem »Doktorat mit dem Thema hartes Leben«, was sie hinter sich gebracht habe.
Ein Einschub: Wie wir aus Testpilotin 99 wissen und von anderen, gibt es dysfunktionale Familien mit Gewalt und Drogenmissbrauch in den USA zuhauf. Eine starke Unterschicht lebt in den Staaten, die wenig Hilfe kriegt. Und Trump will sein großes Gesetzespaket verabschiedet haben, das 14 Millionen Menschen die medizinische Versorgung raubt und Leuten, die weniger als 30.000 Dollar im Jahr verdienen, die Steuern erhöht, während Millliardäre Steuern sparen dürfen. Das ist himmelschreiend.
Aber nun drehte sie auf. Sie sieht gut aus und konnte schön sarkastisch wirken und dann wieder gefühlvoll. Sexarbeit hatte sie auch ausgeübt; von der Hure zur Heiligen, möchte man formulieren. Alex Ferrari fuhr darauf ab, nannte ihr Erlebnis das beste von allen und sie eine faszinierende Persönlichkeit – Betty hatte ihn im Sturm erobert. Um davon abzulenken, lachte Alex die ganze Zeit wie ein überdrehter Schüler. Süß. Jetzt aber lassen wir Betty Guadagno reden. (Sie hat wohl italienische Vorfahren. Guadagno heißt so ungefähr Verdienst, guadagnare ist verdienen.)
Gib deinem Schatten einen neuen Job. Umbringen kannst du ihn nicht. Wenn ich ihn ignoriere, wird er nur noch lauter. Wir sind dazu gemacht, uns andauernd zu wandeln. Das geht weiter. Ich kämpfe weiter. Und ich versuche besser zu sein, als ich es früher war. Wenn ich jetzt zurechtkomme, kann es jeder.
Wenn sie es geschafft hat, könnt ihr es auch, wiederholte Alex. Sie sei ein leuchtendes Beispiel. Bei Betty dauerte die Verarbeitung 17 Monate. Sie wurde auch medial. Betty steckte tief im Dreck, und die Nahtod-Erfahrung rettete sie. (Es muss auch ohne eine solche gehen. Man könnte religiös werden, an das Gute glauben, das wäre der erste Schritt. Dann wird einem geholfen. Betty saß in der U-Bahn, nur ein Fahrgast sonst, und sie fühlte sich gedrängt, ihn anzusprechen. Tatsächlich ging er zu einem Treffen von Ex-Junkies und lud sie ein, mitzukommen. Das war ein wichtiger Schritt. Eine Hilfe von Engeln.)
Nun hilft sie anderen Menschen bei einer Transformation und sagte so nett:
Ich hab’s eingesehen: Es geht nicht darum, zurück in den Himmel zu wollen. Es geht darum, den Himmel hierherzubringen. Ich helfe anderen jeden Tag, das ist der Himmel für mich.

