Blues People (2)

Den zweiten Teil von Blues People habe ich lange vor mir hergeschoben. Es geht bei Amiri Barake viel um die Musik, aber auch um die Benachteiligung der schwarzen Amerikaner, aber manchmal sind es zu viele Geschichten, so dass man nicht weiß, wo anfangen. Da helfen nur ein paar Zitate; oder man liest das Buch selber. Ich will nicht zwei oder drei Stunden an einem Artikel hängen. Schnell gehen soll es.

Ein paar Passagen:

»Du bist schwarz … das heißt, du hast zu nah an der Sonne gelebt. Schwarz ist schlecht.» »Du bist weiß … das heißt, du warst zu weit von der Sonne weg. Du hast keine Farbe … keine Seele.« Das sind zwei gleich logische Gedankengänge. Wer schwarz ist, ans Übernatürliche glaubt und seiner Herkunft nach nicht zu einem psychologischen Extrem wie dem amerikanischen Puritanismus neigen kann (…), der muss das Leben in einer Kultur weißer, humanistischer, pseudopuritanischer Geschäftsleute als abstoßend empfinden. Und wer Sklave einer solchen Kultur ist, dessen Leid muss unermesslich sein. (25)

Oder, ironisch: »If you white, you alright, / if you brown, hang around, / but if you black, get back.«

(Bild oben links: Figur an einem Kinderkarussell, Weil am Rhein. Irre ich mich oder zeigt es einen dunkelhäutigen Amerikaner? Seine Uniform sagt: Ich bin zu Diensten. ) Nun wieder Amiri, die versalen Passagen sind aus dem Buch.

Normalerweise wurden die in Amerika geborenen Kinder von ihren afrikanischen Eltern getrennt. (…) Viele afrikanische Mütter erstickten ihre ersten … Kinder, und die Sklavenhalter dachten, dass dies ein Resultat von Fahrlässigkeit oder Lieblosigkeit wäre, die charakteristisch für »Wilde« sei. (27)

Der Gedanke, die Sklaverei als eine Möglichkeit zur Bekehrung der Heiden anzusehen, kam überhaupt erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf, und dort auch nur bei einigen »radikalen« Missionaren der Nordstaaten. Wo es keine Seele gab, konnte auch keine gerettet werden. (47) … Die ersten Versuche der Neger, sich öffentlich zum Christentum der Weißen zu bekennen, wurden zurückgewiesen, und dies mit Gewalt, denn die christlichen Theologen hielten die Afrikaner für Tiere. »Einem Ochsen gibt man nicht die heilige Schrift.« (50)

Dann kam das Ende des Bürgerkriegs und die Befreiung der Sklaven (1865), die die Bürgerrechte erhielten, die aber sogleich wieder von den reichen Weißen untergraben wurden, die nachweisen wollten, »dasss der Neger ein zu jeder Bildung unfähiger und moralisch verkommener Untermensch sei«. Arme Weiße schlossen sich Vereinigungen wie dem Ku Klux Clan an, die Schwarze so einschüchterten, dass sie nicht zur Wahl gingen. (Rechts Amiris Widmung für mich in seinem Buch, Dezember 2004. Ist also schon wieder 20 Jahre her.)

Die Negerelite – die Berufsgruppe der Doktoren, Rechtsanwälte oder kleinen Kaufleute – vertrat bald eifrig das Konzept von Gleichheit und Rassentrennung (»separate but equal«). … Alle legalen Schikanen, die der Süden benutzte, um den Neger in seine Schranken zu verweisen, wurden von vielen der so genannten Negerführer begünstigt und unterstützt. (67)

Die sich entwickelnde Mittelschicht und das Gros der schwarzen Gesellschaft verfolgten verschiedene Ziele. Es kam zu einer Uneinigkeit in der schwarzen Gesellschaft, die gar nicht genug betont werden kann … Der erbärmlichste Aspekt daran war, dass viele Neger Haltungen und Gewohnheiten aufgaben, weil sie ihnen zu »negerhaft« waren. Manche schwarze Kirchen fingen an, fast nur weiße Kirchenmuik zu spielen. (71)

Die Auswirkungen dieser Anstrengungen der schwarzen Mittelschicht, die schwarze Kultur dieses Landes weiß zu machen, bilden den Kern meiner weiteren Auseinandersetzung mit der soziologischen Bedeutung der Veränderungen, die in der Musik der Neger vor sich gingen. (146)

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Vor kurzem störte mich das Instagram-Angebot, das mir persönlich übersandt wird. Wenigstens sind diese schrecklichen Autounfälle auf Autobahnen nicht mehr da, dafür viel Erotik, was eigentlich auch nicht toll ist. So machte ich mir den Algorithmus zunutze und klickte nur noch an, wo ein schwarzer Mensch zu sehen war und etwas sagte: Der Komiker Dave Chappelle interessierte mich, Cassie auch, und nach 10 Tagen war das, was mir Instagram anbietet, ziemlich schwarz eingefärbt. Und das ist es noch. More Blackness!

 

Morgen Teil 3 und Schluss.

 

 

 

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