Der Tod in der modernen Welt
Sogyal Rinpoche hat 1994 Das tibetische Buch vom Leben und Sterben geschrieben. In einem Kapitel geht es um den Tod im Westen, und das ist heute noch so wie vor 30 Jahren, auch wenn die Nahtod-Erfahrungen eine gewisse Publizität erhielten.
Wir zitieren mal ein wenig (die Übersetzung ist von Thomas Geist). Der Autor kam in den Westen und war schockiert.
Ich begriff, dass die Menschen heutzutage lernen, den Tod zu verdrängen und daher im Sterben nichts als Vernichtung und Verlust sehen. Daraus folgt, dass die meisten Menschen den Tod entweder vollständig leugnen oder in Angst vor ihm leben. Bloß über den Tod zu sprechen, wird schon als morbid angesehen, und viele Menschen glauben, dass sie allein durch die Erwähnung des Todes das Risiko eingehen, ihn auf sich zu ziehen.
Drakpa Gyaltsen, ein wichtiger Meister des zwölften Jahrhunderts, drückte es so aus: »Die Menschen verbringen ihre ganze Zeit mit vorbereiten, vorbereiten, vorbereiten – um dann dem nächsten Leben völlig unvorbereitet zu begegnen.«
Alle großen spirituellen Traditionen der Welt, das Christentum selbstverständlich eingeschlossen, haben uns erklärt, dass der Tod nicht das Ende ist. Alle haben die Vision eines wie auch immer gearteten Lebens danach, das unserem jetzigen Leben erst seine wahre Bedeutung verleiht.
Angst vor dem Tod und Ignoranz gegenüber einem Leben danach sind der Treibstoff für die Umweltzerstörung, die unser aller Leben bedroht.
Es hat mich schon immer fasziniert, dass manche buddhistischen Mönche den Menschen, die sie um Belehrungen bitten, eine einfache Frage stellen: Glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Philosophische Lehrmeinungen interessieren sie dabei nicht, sie wollen ausschließlich wissen, was man tief im Herzen spürt.
Nach dem Tod meines Meisters kam ich in den Genuss einer engen Verbindung mit Dudjom Rinpoche, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Meditationsmeister, Mystiker und Yogis. Eines Tages fuhr er mit seiner Frau durch Frankreich, und sie bewunderten die Landschaft. Als sie an einem langgezogenen Friedhof vorbeikamen, auf dem alles frisch gestrichen und mit Blumen geschmückt war, sagte Dudjon Rinpoches Frau: »Rinpoche, sieh doch nur, wie hier im Westen alles so adrett und sauber ist. Selbst die Orte, wo sie die Leichen aufbewahren, sind makellos. In Asien sind selbst die Wohnhäuser oft nicht annähernd so sauber.«
»Ach ja«, sagte er, »dies ist wirklich ein zivilisiertes Land. Selbst für die Körper der Toten haben sie wunderbare Häuser. Aber ist dir noch nicht aufgefallen, dass auch in ihren anderen schönen Häusern oft nur lebende Leichname wohnen?«
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Etwas wollen wir noch registrieren: Vorgestern wurde beim freitäglichen Jenseits-Newsletter von Victor und Wendy Zammit aus Sydney manipogo erwähnt! Ich hatte endlich die richtige E-Mail-Adresse und stellte kurz meinen Blog vor, und Wendy war gleich enthusiastisch. Dann hat es eine Woche gedauert, und erwähnt wurde der Blog dann auch nicht im redaktionellen Teil, doch sie druckten immerhin meine E-Mail ab. Immerhin ist manipogo.de festtgedruckt, und der Link funktioniert! (Hier einen Link zum Newsletter).
Um es zu sehen, müsst ihr aber weit hinunterscrollen, fast bis zum Ende, die Mail steht unter FEEDBACK, oberhalb des Songs Sunshine on my Shoulder von John Denver. Aber so lernt ihr diesen Newsletter zu Jenseitsfragen einmal kennen, der seit 26 Jahren verschickt wird und damit doppelt so alt ist wie mein Blog. Er geht an mindestens 25.000 Menschen in über 70 Ländern. Zum 25. Geburtstag des Newsletters Ende Februar 2025 hat Michael Tymn Victor und Wendy interviewt, hier das Ergebnis.

