Ich fand ein Flugblatt des Sankirtan-Vereins (SAVE), der in Schwyz ansässig ist und für die Werke des persischen Mystikers H. K. Iranschähr wirbt. Er wurde 1884 in Täbris geboren, lebte von 1936 bis 1957 in Degersheim, danach in Flawil, beides Orte im Kanton Sankt Gallen, die ich gern mit dem Rennrad durchquert habe. Viel ist da nicht los, aber der Mystiker braucht ja keine action.

Man staunt über das Leben. Ein persischer Mystiker, der 70 esoterische Schriften und Bücher verfasst hat, wirkte aus der Ostschweizer Provinz. Das ist freilich schon lange her. Was tat er? »Zahlreiche Vorträge an Universitäten und in verschiedenen Städten der Schweiz und Deutschlands über Kulturprobleme und Fortschritte im neuen Zeitalter, Lebensweisheit, Psychologie, Erziehung und Völkerversöhnung.« 1942 hatte Iranschähr seine »mystisch-esoterische Schule« und »Lichtkreise« gegründet. So pathetisch klang das damals.  

Er hinterließ eine große Anhängerschar. Aber alles endet. 1962: »Rückkehr in die geistige Welt«. So kann man den Tod auch nennen. Aber Menschen wie Iranschähr mit ihrem missionarischen Eifer und ihrer Inspiration sind das Salz dieser Erde. Wer weiß, vielleicht lebt ein Mystiker und großer Geist auch in deiner Stadt, an der nächsten Ecke? Das erinnerte mich an ein Buch über Mother Meera, eine 1960 in Südindien geborene Frau, die hoch entwickelt ist. Man nennt sie auch eine Avatara.  

Sie wirkte ab 1982 in Balduinstein in Rheinland-Pfalz und gab da Darshan, was Sichtweise oder Philosophie bedeutet, aber auch das Treffen der Schüler mit ihrem Guru. Mutter Meera aber sagt, man brauche keinen Guru, und sie äußert sich (zumindest in dem Buch von 1991) so pragmatisch, dass sie auch bei Rolf Hannes Gnade finden könnte, der auf futura99 immer eine bodenständige Mystik vertritt. 

In dem Buch wird Mutter Meera gefragt: »Warum lebst du ein so normales und einfaches Leben in einem deutschen Dorf?“ Die Antwort: »Um der Welt zu zeigen, dass die [mystische] Umwandlung etwas Normales ist, überall vollzogen werden kann und im alltäglichen Leben.«

Dieser Eintrag wurde am Donnerstag, den 5. September 2013 um 00:19 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Mystik zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.