Das Massaker von Melilla
Vor drei Jahren griffen marokkanische Soldaten eine Gruppe von sudanesischen Flüchtlingen an, die über die Grenze in die spanische Enklave Melilla wollten und dann nach Europa. Die Soldaten töteten 27 Menschen und nahmen Dutzende fest, die sie in Haft nahmen und folterten.
Schon Tage davor war es zu einem Angriff von Soldaten auf arme Flüchtlinge gekommen, die Ginkgos, also Saisonarbeiter. Sie kamen aus dem Sudan und probierten eine neue Route nach Europa aus, nachdem 2021 in Libyen die Gewalt gegen MigrantInnen unerträglich geworden war.
Unter den Inhaftierten war Al-Hafiz Tardschok, ein junger Mann aus Nord-Darfur. Er überlebte, bieb in Marokko, erreichte über Tunesien im August 2023 Lampedusa und schließlich Großbritannnin, wo ihm Asyl gewährt wurde. Tardschok schrieb das Buch Tödlicher Freitag über das Geschehen. Bei der Abfassung half ihm der Schriftsteller Abdelaziz Baraka Sakin. Nun hat die Zeitschrift Al Qantara an den Vorfall und das Buch erinnert. Den Artikel vom 11. Juni schrieb Imad Stitou.
An der Grenze zwischen Mauretanien und der Westsahara kamen einige Dutzend Sudanesesn zusammen. Sie mussten hart arbeiten, um die Reisekosten zusammenzubringen. Von seinen 5 Kameraden wurde Al-Hafiz Tardschok getrennt. Er schafft es bis nach Rabat. Mehrmals versucht er, über die Grenze zu kommen, doch immer wieder schnappen sie ihn.
Schließlich schlossen sich einige zu Ginkgo-Gruppen zusammen, die fast militärisch organisiert waren. Sie wollten massenhaft über die Grenze. Doch hatten sie nicht mit der Brutalität der marokkanischen Militärs gerechnet, die Gummigeschosse einsetzten und Flüchtlinge mit Knüppeln auf den Kopf schlugen. Tardschok, der Glück hatte, sagte:
Meine Botschaft an die Welt ist: In Nordafrika sterben täglich Migrant:innen, fernab des Rampenlichts. Die marokkanischen und spanischen Behörden müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Gerechtigkeit muss gewährt werden. Die Gefangenen müssen freigelassen werden.
So viel Grausamkeit. An manchen Orten ist diese Welt ein Shithole. Und wir wollen diese Armen nicht hereinlassen! Ein Bekannter erzählte, ein Trikot von Bayern München mit einem prominenten Namen drauf koste 150 Euro. Die Arbeiterin in Bangladesch, die es herstellt, bekommt 5 Euro. Wenn sie Glück hat. Mein Bekannter sagte: »Wir beuten diese Länder immer noch aus. Das wird sich rächen. Irgendwann.«
