Arosa, ganz in Rosa
Das Kulm-Hotel war bis letztes Jahr das teuerste in ganz Arosa. 450 Franken kostete eine Nacht. Und nun ging es plötzlich für 100! Wie gibt’s das? Also: Das Kulm wird ab 2026 umgebaut oder neu gebaut für 250 Millionen, und man will noch etwas verdienen mit einem Hotel ohne Personal. Das Kulm hat vorübergehend seinen Namen gewechselt und heißt Grand Arosa Pop-up Hotel, und es zeigt sich in Rosa!
Fangen wir beim Konventionellen an. Das Kulm aus der Ferne. Unser Balkon mit Blick auf Grün und Berge. Unten bewegten sich zwischen 30 und 40 Kühe, deren Schellen bis zehn Uhr am Abend erklangen. Das Zimmer mit der Nummer 322 erfüllte alle Wünsche.
Als nächstes: Der Gruss am Eingang. Die Rezeption. Und eine Ecke, in der du Kommentare auf kleine Zettel schreiben und sie an die Wand pinnen kannst.
Du fährst mit dem Aufzug hinunter. Die Gänge: rosa. Der Aufenthaltsraum mit Büchern und einem großen Cheminée (Kamin): verlassen. Niemand sitzt in der Bar und schlürft einen Whisky. Auch wenn manche Nutzer an den Horror-Film Shining von Stanley Kubrick erinnerten: So richtig gespenstisch ist es nicht. Schade ist es, dass das Pop-up Hotel, wie am Eingang steht, nicht Bestand haben wird. Es ist wie eine Kunst-Installation, die nicht überleben wird. Nur das Absichtslose, das vermeintlich Überflüssige ist unersetzbar, meinte Theodor W. Adorno. Es ist einzigartig. Das große Geld ebnet den Weg zur Barbarei; die Kunst und das Ästhetische stellen sich ihr in den Weg.
Du kannst in den Keller hinabgehen und die Kegelbahn anschauen. Keine Mauern, keine Schlösser: alles offen. Meine Schwester arbeitete in den 1980-er Jahren als Saisonkraft in der Alpensonne. Ihr späterer Mann Leo war auch dort: im Bellevue, wo wir an Pfingsten residierten. Und einmal in der Woche kegelten sie im Keller des Kulm. Ich glaube, ich war auch einmal dabei.
Auch der Weg wieder hinaus ist rosa. Und dann kommt die Stunde, da du einen Waggon der Rhätischen Bahn besteigen musst, um hinunterzufahren nach Chur, zu »denen da unten«, wie Thomas Mann in seinem Roman Zauberberg schrieb, den man gut wieder einmal lesen könnte.
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