Sojourner Truth: Ain’t I a Woman?
Zwei schöne Reden entdeckt im absolute-Band Black Beats des Berliner Verlags Orange Press. Als der Sammelband erschien, 2003, war der Verlag noch in Freiburg ansässig. Wir hatten ja schon einmal Amiri Baraka in 3 Teilen. Wir fangen mit der Aktivistin Sojourner Truth an, die 1851 auf dem Frauenkongress in Akron im US-Bundesstaat Ohio deutliche Worte fand.
Schwarz sein in den USA und Frau noch dazu … Auf Instagram erzählte kürzlich eine schwarze Zahnärztin, die mit dem Auto in eine finstere ländliche Gegend fahren musste, welche Ängste sie ausstand. Kein Schild, kein Licht, und dann fuhr sie etwas zu schnell und wurde in diesem Niemandsland von der Polizei gestellt. Zwei weiße Polizisten stiegen aus und befragten sie, die sich zwang, nicht durchzudrehen. Ihr Job rettete sie, sie durfte weiterfahren. Erst aber brach sie in Tränen aus; die Anspannung war zu groß gewesen.
Nun zu Sojourner Truth. Ist sie keine Frau? (Sie wurde 1797 geboren und starb 1883.)
Nun. Kinder, wo so viel Lärm gemacht wird, kann irgendwas nicht stimmen. Ich glaube, dass angesichts der Neger im Süden und der Frauen im Norden, dass wegen all dem Lärm um deren Rechte der weiße Mann bald ganz schön in der Klemme sitzen wird. Aber wovon reden wir hier eigentlich die ganze Zeit?
Der Mann sagt, dass man Frauen beim Einsteigen in eine Kutsche helfen müsse und auch beim Überqueren von Gräben und dass ihnen überall der beste Platz zustehe. Mir hat noch nie jemand in einen Wagen geholfen oder über eine Schlammpfütze oder den besten Platz überlassen! Bin ich etwa keine Frau? Sehen Sie mich an! Sehen Sie sich meinen Arm an! Ich habe gepflügt, gepflanzt und die Ernte eingebracht, und kein Mann hat mir gesagt, was zu tun war! Bin ich etwa keine Frau? Ich konnte soviel arbeiten und soviel essen wie ein Mann – wenn ich genug bekam –, und die Peitsche konnte ich genausogut schwingen! Bin ich etwa keine Frau? Ich habe dreizehn Kinder georen und erlebt, wie sie in die Sklaverei verkauft wurden, und wenn ich um sie weinte, hörte mich keiner außer Jesus! Bin ich etwa keine Frau?
Dann redeten sie über dieses Ding im Kopf, wie heißt das noch mal? (aus dem Publikum: »Verstand!«) Ja, das meine ich, Süße. Was hat das mit den Rechten der Frau zu tun oder den Rechten der Neger? Wenn in meine Tasse nur ein halber Liter passt, in die deine aber ein ganzer, wäre es dann nicht gemein von dir, wenn du mir keine volle Tasse zugestehst?
Da sagt dieser kleine Mann in Schwarz da zu mir, Frauen könnten nicht so viele Rechte haben wir Männer, weil Christus keine Frau war! Wo kam denn ihr Christus her? Von Gott und von einer Frau! Ein Mann war nicht daran beteiligt.
Wenn die erste Frau, die Gott erschuf, stark genug war, ganz alleine die Welt auf den Kopf zu stellen, sollten all diese Frauen hier zusammen in der Lage sein, sie noch einmal umzudrehen und wieder auf die Füße zu stellen! Und jetzt, da wir danach verlangen, täten die Männer besser daran, sich uns nicht in den Weg zu stellen.
Zu Dank verpflichtet, weil Sie mir zuhören mussten, hat die alte Sojourner jetzt nichts weiter zu sagen.