4 Tage Vogesen
Als es tüchtig heiß war, habe ich mein Rad vorbereitet, mich daraufgesetzt und bin 120 Kilometer nach Westen gefahren, nach L’Isle-sur-le-Doubs. Den Ort hatte ich schon einmal vorgestellt. Einen Tag Ruhe, dann noch 2 Tage mit je 120 Kilometern und 500 Höhenmeter, dann war ich zufrieden. Wieder einmal habe ich nette Begegnungen gehabt, darum ist dies hier eigentlich ein Fahrrad- und kein Reise-Beitrag.
So wie ich vergangenes Jahr nach wenigen Stunden den schreibenden Holländer kennenlernte, so kam ich dieses Jahr mit einem Dresdner Paar zusammen, das erst am Tag zuvor in Breisach gestartet war und Großes vorhat. Kathleen und Steffen ließen sich fotografieren und sagten, sie wollten hinunter nach Nizza, dann nach Spanien, um dort zu überwintern, dann wieder hoch und rüber in die Türkei … Irgendwie so. Foto:
Sie kennen sich immerhin schon dreieinhalb Jahre und haben auf Youtube den Kanal Stoyerkompass, und ihr seht hier einen 22-minütigen Film über ihre ersten 7 Taga bis nach Dôle. In einem anderen Beitrag schildern sie, wie sie, schon unterwegs zum Nordkap, wieder umdrehten, weil ihr Hund nicht dazu zu bewegen war, in den Anhänger einzusteigen. Also nun nach Südwesten und ohne Hund. Was sie dabeihatten, stelle quasi ihre gesamte Habe dar, verrieten sie mir. Wünschen wir den beiden viel Glück!
Ich erreichte meinen Lieblingscampingplatz und kam am folgenden Tag mit einem Franzosen ins Gespräch, der Zelt und Citroën 2 CV neben sich stehen hatte. Seine Frau war sehr nett und ihr kleiner Hund, der Üopa hieß oder so, erst 18 Monate alt und total verspielt. Immer wieder musste man ihm den grünen Ball werfen. Mit dem Döschewo, der in Deutschland Ente (canard) und in England escargot heißt, also »Schnecke«, waren sie 2024 bei einem Treffen in Slowenien mit 3000 Fahrzeugen dieses Typs!! Aus aller Welt kamen sie, und manche Besitzer werden Tage, wenn nicht Wochen für die Fahrt gebraucht haben. Der 2CV hat nur 27 PS und fährt vielleicht 90 Höchstgeschwindigkeit. Am Tag danach, kurz vor dem Campingplatz in Vagney bei Remiremont, erspähte ich in einem Garten eine »Ente« aus Holz. Hab ich fotografiert!
Von der Doubs-Insel war ich Richtung Norden gefahren, die Sonne knallte um 14 Uhr vom Himmel, ich fuhr nur nch Zeitlupe, und da hörte ich es grollen. Eine Wolkenwand bewegte sich auf uns zu, ich hielt in dem Ort Ecromagny an und wartete mal ab. Und so sah ich auf einer Wiese die Reste des Fahrrads, das der Pfarrer der Gemeinde bewegte hatte, die heute nur mehr 160 Einwohner hat. Vor 50 Jahren waren das sicher noch mehr.
So sah (und sieht) die Kirche des Curé (Pfarrers) aus:
Als Endpunkt des lanhen Tages musste ich noch über den Col du Mont de la Fourche, 625 Meter hoch. 200 Höhenmeter waren das, im kleinsten Gang in Zeitlupe gefahren. Komisch, wenn man hinunterrollt, geht’s wieder. Und wie! Oben am Straßenrand, auf der »Passhöhe«, ein überdimensionales Fahrrad, vielleicht zweieinhalb Meter hoch. Der Sonnestrahl war toll.
Und drunter mein Rad mit Gepäck auf dem Col d’Oderen, 884 Meter. Das war der nächste (und schon letzte) Tag. Ich war erschöpft gewesen am Vortag und fuhr etwas bangend dem Pass entgegen, der dann (wie oft in den Vogesen) eine eher gemächliche Steigung aufwies: 4 Prozent, vielleicht 5. Auch hier fuhr ich hoch in Zeitlupe im kleinsten Gang. Aber oben war ich dann, um 12 Uhr. Und dann noch 100 Kilometer heim auf den endlosen elsässischen Straßen, denn das Land ist flach. Um 9 Uhr losgefahren, um 20 Uhr zu Hause. Halleluja!
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