Bilder der 4-Tage-Reise
Ich war ja schon öfter in L’Îsle-sur-le-Doubs, den Campingplatz kenne ich, und vor 3 Jahren fand sogar ein Konzert im Cuba Café statt, das es immer noch gibt. Ich glaube, nächsten Sommer bleibe ich da einfach eine Woche lang und mache Exkursionen in der Gegend. Es war schön, durch die verlassene Stadt zu schlendern, denn bei mir im Dorf ist ja nichts.
Wieder ein halbes Dutzend Reiher gesehen, und einer war nur zwei Meter weg. Wie majestätisch sie gehen! Derek Walcott hat ja über weiße Reiher geschrieben, die es in der Karibik gibt, und dass sie wissen, wie toll sie sind (knowing how well they look, strutting perfection), und dann fliegen sie … »launch themselves with wings that, beating faster, are certain as a seraph’s when they beat.« Die Seraphim waren Engel höchsten Ranges und hatten 3 Flügelpaare, mit den Cherubim werden sie meist zusammen erwähnt. Die Reiher, diese Segler, sind »seraphische Seelen«, schrieb ja Walcott. Darunter zwei Schwäne. 
Im Cuba Café. Die Besitzerin lichtete mich vor Che ab. Darunter: die Bühne für Konzerte.
Der Ort hat sich nicht verändert. Er hat 2800 Einwohner, aber 4 Cafés, 3 Supermärkte, 6 Friseurgeschäfte.
Bei der Weiterfahrt kam ich an Ronchamp vorbei, das diese berühmte Kapelle von Le Corbusier auf dem Berg stehen hat. Doch es ging steil hoch, und da ich nicht wusste, wieviele Kilometer zu laufen waren, ließ ich es sein. Stattdessen Ste. Marie des Puits: ein Marienheiligtum in einer früheren Zeche. Bergbau gab’s da wie auch bei uns im Südschwarzwald.
Nach dem Ort mit dem Fahrrad des Curé wollte mich ein Schild dazu verlocken, ans Meer zu fahren. Doch da ist immer so viel los, ich blieb bei meinem Plan.
Ich landete dann in Vagney (östlich von Remiremont) auf einem Campingplatz, der das Gegenteil zu dem meinen am Doubs war: groß, mit Rezeption, einer Menge Regeln und absurden Preisen fürs Bier (0,33 für 5,50 Euro). Viele Familien mit Kindern, viel Getriebe, aber so richtig fröhlich wirkte keiner; eher so, als hätten sie Pflichten zu verrichten. War ich in einem Parallel-Universum gelandet?
Seltsam war dann noch etwas. Mein Zelt stand auf einer abseits gelegenen Wiese, ich lag auf dem Schlafsack und starrte hoch zum Himmelszelt, das sich mit immer mehr Sternen bevölkerte. Zwei Sternschnuppen traten auf. Ein paar Flugzeuge eierten herum, die blinken ja deutlich. Doch dann sah ich in zwei Fällen Mini-Lichter, die Sternen glichen, über die ganze Breite des Himmels reisen, auch nicht völlig regelmäßig, sondern mit leichten Wellenbewegungen. Schnell waren sie unterwegs. Flugzeuge waren es eindeutig nicht. Was war das dann? Satelliten? Fliegen die so schnell?
Dann wieder zu Hause.
Vor einer Woche dann, beim Einkaufen in der Rheinebene, kam ich an einem Feld und an einem Obdachlosen vorbei, der sich vor der Sonne unter eine Plane gerettet hatte. Ich steckte ihm einen Schein zu. So macht man das, Donald!
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