Wieder ein Massaker in Syrien
Im März waren in Syrien 1700 Alewiten ermordet worden, wie die Zeitschrift Qantara.de meldete. Mitte Juli, also vor 2 Monaten, wurden die Drusen Opfer von brutalen Angriffen von islamistischen Gruppen und dem syrischen Militär. Ihre Häuser wurden zerstört, die meisten Opfer enthauptet. 1500 Unschuldige starben, auch Frauen und Kinder. Die Zeitschrift spricht in ihrem Artikel von gezieltem Sektarismus als politischem Projekt.
Vielleicht sollte man den Qantara-Artikel zunächst lesen, um einen Überblick zu bekommen. Die Alewiten sind ja die Gruppe, aus der Assad und seine Helfershelfer hervorgingen. Die syrische Regierung hielt sich zurück und ließ islamistischen Kämpfern freie Bahn, die Rache übten.
Im Juli hatte es anscheinend einen Konflikt gegeben, ein Druse war entführt worden, die Gemeinde handelte, und Beduinen griffen ein. Die syrischen Regierungstruppen verbündeten sich mit der Beduinenfraktion und griffen am 15. Juli in Suweida mit hoher Feuerkraft an, schreibt die Zeitschrift.
Auf Instagram war zu lesen, dass Hael Azzam, ein leitender Mitarbeiter des Krankenhauses von Suweida, exekutiert worden sei. Er verfügte über Videoaufnahmen, die zeigten, wie Ärzte und Patienten ermordet wurden. Die Passwörter für weitere Videos wollte er nicht herausrücken, also richtete man ihn hin.

Drusische Flüchtlinge 1925, nach einem Aufstand der Drusen. American Colony (Jerusalem), Photo Department), courtesy Library of Congress Washington D. C.
Wie die Jesiden sind die Drusen eine Sekte, und beide haben je eine Million Mitglieder. Die Drusen lesen den Koran symbolisch, was sie natürlich in den Augen der fundamentalistischen Islamisten zu falschen Muslimen macht, die anscheinend den Tod verdient haben. Und Nicht-Muslime seien überhaupt Bürger zweiter Klasse, wurde eine syrische Journalistin zitiert. Qantara.de meinte, die neue syrische Regierung schüre sektiererische Konflikte, das lenke von Problemen ab.
Qantara.de hatte am 22. August noch ein Interview mit der Politologin Rahaf Aldoughli, das die Hintergründe beleuchtet. Über 100 bewaffnete Gruppen seien in den vergangenen 14 Jahren im Land entstanden, heißt es da. Die Überschrift: »Al-Scharaa muss unter Druck gesetzt werden«.
Der Druse und Abgeordnete in der Knesseth Hamad Amar erklärte am 24. Juli in der Jüdischen Allgemeinen, die Drusen seien schutzlos. Qantara schreibt allerdings, dass auch Israel die Drusen als Figur in ihren geopolitischen Überlegungen benutzt. Unter dem Vorwand, sie schützen zu wollen, hat man gleich wieder ein wenig bombardiert. Wir können das alles nicht verstehen, wir sind zu weit weg, aber Massaker an Zivilpersonen dürfen nicht sein. Die Lage in Syrien ist unübersichtlich. Wenn die Regierung es nicht schafft, die Islamisten unter Kontrolle zu halten, sind weitere Greueltaten zu befürchten.