Marco Pantani

Der Valentinstag vor zehn Jahren. Ich hatte eine Zeitung gekauft, schaute im Gehen die Titelseite an – und blieb wie angewurzelt stehen. Se n’è andato stand da groß: Er ist von uns gegangen. Von hinten sah man einen Glatzkopf mit rosa Hemd, den damals jeder Mensch kannte: Marco Pantani. Und Marco war tot!

Ein paar Jahre später übersetzte ich seine Lebensgeschichte, Un uomo in fuga, geschrieben von seiner Managerin Manuela Ronchi. Ich fuhr auch nach Cesenatico, ging auf den Friedhof, besuchte das Pantani-Museum. Sogar in Madonna di Campiglio war ich, um sein Hotel zu besuchen, in dem man ihn des Dopings überführt hatte. Aber erst im vergangenen Mai, als ich von Misano Adriatico mit dem Rad nach Rimini fuhr, sah ich an der Straße das Apartmenthotel Le Rose, in dem Pantanis Leben vor zehn Jahren endete, durch Selbstmord mit einer Überdosis Kokain. 

Die letzte Station: Suite Hotel Le Rose, Rimini

Vorher war Marco Gast in Frau Ronchis Familie gewesen, aber es ging nicht gut. Wie immer verschwand er dann, gab sein Geld aus, wohl für Drogen, rief seine Manu noch einmal an, und das Nächste war die Nachricht seines Todes. Irgendwie hatte seine Entourage versagt; man war amateurhaft mit seiner Drogensucht umgegangen. Man versuchte es mit Strenge und mit Güte, brachte ihn in eine Klinik in der Toskana, wo ihn jeder kannte, redete auf ihn ein … alles umsonst.  

Jetzt ist Marco Pantani fast vergessen, aber zehn Jahre lang war er ein Idol. 1994 wurde der Dritter bei der Tour de France, dann verletzte er sich schwer bei einem Sturz, und 1998 wurde sein großes Jahr: Sieg beim Giro d’Italia und bei der Tour de France. Im Regen nahm er am Galibier Jan Ullrich acht Minuten bei einer Etappe ab. Allerdings war die Tour 1998 eine drogenversuchte Rundfahrt. Die Festina-Mannschaft wurde mit Dopingmitteln erwischt und gesperrt, die Fahrer protestierten mit einem Sitzstreik gegen die harte Behandlung durch die Polizei, und es ist zu vermuten, dass der Gewinner des Gelben Trikots auch gedopt war.  

1999 kam dann der Nackenschlag: Pantani hatte einen überhöhten Hämatokritwert, als er drauf und dran war, überlegen den Giro d’Italia zu gewinnen. Man nahm ihn in Madonna di Campiglio aus dem Rennen. Das war der Bruch. Pantani reagierte beleidigt und nahm an der Tour 1999 nicht teil, die zum ersten Mal Lance Armstrong gewann. Im Jahr darauf holte sich Marco noch eine Etappe bei der Frankreich-Rundfahrt, bejubelt und umschwärmt, doch bald darauf wurde klar, dass er kokainsüchtig war.  (Illustration: das Zimmer, in dem Pantani in Madonna di Campiglio die Nachricht erhielt.)

Marco Pantani war ein labiler Charakter und ein sensibler Mensch. Falsche Freunde verführten ihn, verlockt durch seinen Wohlstand, zum Kokain, und dann ging es schnell bergab. Wie schade! Der Mann aus der Romagna war überall beliebt und hatte Charisma. Er besaß, was alle Italiener an Radrennfahrern schätzen: Angriffslust und überschäumende Energie. Das Tuch auf dem Kopf machte ihn zum Piraten. Il pirata war bald sein Spitzname. Er fühlte sich seinen Fans verpflichtet und kam nicht damit zurecht, im Juni 1999 als Schurke dazustehen. Andere saßen ihre Strafe ab und fuhren weiter; Pantani litt und grübelte und verlor seine Kraft.  

So verlor der Radsport einen wunderbaren Menschen. Es gab noch eine Weile Mario Cipollini, aber nach Marco Pantani gab es in der internationalen Szene keinen Fahrer mehr, der derart verehrt und geliebt wurde. Es traten Sportler auf und wieder ab, die sich redlich mühten, aber es fehlte ihnen das Etwas, das Pantani gehabt hatte: das Besessene, die Intensität, die unbedingte Hingabe. Mit solchen Eingenschaften geht auch oft Verletztlichkeit einher, und es ist leider nicht gelungen, Marco Pantani zu beschützen, vor anderen und vor allem vor sich selbst.

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Nun zu heute … Enrico Letta geht. Italien wird einen neuen Ministerpräsidenten haben, und leider kann ich ihn überhaupt nicht leiden. Der oberdynamische Matteo Renzi mit seinem triumphierenden Grinsen und einer typischen „faccia tosta“ , wie die Italiener sagen (freches Gesicht), erinnert mich irgendwie an Richard Virenque. Der konnte immer alles, grinste fortwährend und hatte die große Klappe.  Letta, der bisherige Ministerpräsident, war einfach zu anständig. Renzi marschiert brachial vorwärts wie der Texaner Armstrong: alle weg, hier komme ich. Nicht mein Stil. Mamma mia, ich glaube, ich werde künftig aufs „Telegiornale“ verzichten (die Fernsehnachrichten), damit ich Renzi nicht sehen muss.   

 

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