Das Licht über Posillipo

Gleich ist Frühling, und so beschließt manipogo seine Márai-Trilogie mit einem Auszug aus dem Buch Land, Land, damit man auch erfährt, wie der große Ungar schreibt. Er kam nach Italien, und: »Da atmete ich auf. Alles war hier vertraut, menschlicher und aufrichtiger als in der Schweiz …« Schließlich erreichte er Neapel. Denn da war das Licht.

»Auf dem Posillipohügel schien die Sonne. Die Erinnerung an diesen Sonnenschein begleitete mich auf der weiteren Reise und kam mit mir heim nach Ungarn, leuchtete auch dort in der dunklen Zeit, die folgte. Auf der Westreise war der Sonnenschein auf dem Posillipo das einzige Lockende, Versöhnliche. Später dachte ich an dieses Licht, dieses Locken, und als ich wieder auf Reisen ging – diesmal ohne die Absicht heimzukehren –, fuhr ich geradenwegs dorthin, mit einem Kopfsprung ins Licht des Posillipo hinein, wie ein Selbstmörder, der nach langem Zögern den Rettungsring wegwirft und sich kopfüber bedingungslos in den Niagara stürzt. Ins Licht, das reine Licht nach der Dunkelheit, dem wahnwitzigen Dunkel, zurück ins Licht, wo man nicht betrügen kann und die Lüge sich nicht lohnt, wo alles strahlt, das Wahre und das Falsche.« 

Das Licht über dem Tiber

 »Auge in Auge mit dem Licht, das vor langer, langer Zeit von hier aus in das trübe, wilde Europa strömte. Ein Jahrzehnt später, in der New Yorker Nacht, im neonlichthellen Frösteln, erinnerte ich mich an das lebendige Licht des Posillipo. Doch im Licht kann man nur baden, wie im Ozean – man kann nicht auf Dauer darin leben, es betäubt. Leben kann man nur im Zwielicht – leben, also formulieren und dann handeln.«  

 

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.