Kunst und Wirklichkeit

Damit der Spargel (die Spargeln) es warm hat (haben), sind viele Felder unter Plastikplanen verschwunden, die von Ziegelsteinen festgehalten werden, damit sie der Wind nicht wegbläst. Dann kommt eine Bö daher, aus der Ferne, streicht über die Plane (the plain/the plane – die Ebene), die sich bläht und in Wellen wirft – und das sieht aus, als rauschten Meereswellen an den Strand.

 

Da fiel mir ein, gelesen zu haben, dass der italienische Filmregisseur Federico Fellini in den Studios der Cinecittà im Osten Roms das Meer durch eine riesige Plastikplane »spielen« ließ. Erst wenn etwas künstlich sei, soll er gesagt haben, wirke es richtig echt. Hat mir natürlich gefallen, dieser Spruch, und man könnte viel zu ihm sagen, aber man kann es auch bleiben lassen. Vielleicht war Fellini einfach nur zu faul, mit seinem Team die Gerätschaften auf einen Lastwagen zu laden und die Szene in Fregene am Meer zu drehen.  (Und erst später fiel mir ein: zum 1. April passt das Bild nicht schlecht!) 

Kunst will ja meist das Leben nachahmen und es sogar überhöhen; es soll klarer werden, das Leben, es sollen Geschichten (oder eine Geschichte) aus ihm heraustreten, und schön und interessant soll das sein. Dazu braucht man keine Formeln, nur ein bisschen Instinkt und Mut zum Einfall. Man überlegt schon vorher, wie es wirken soll (ich muss wissen: Was für eine Atmosphäre will ich erzeugen?), aber wie es dann tatsächlich wirkt, wird man nie wissen, und wenn man versucht, das Ganze wissenschaftlich anzugehen, ist man schon auf dem Holzweg.  

Ein Romanautor hätte das nie so gemacht, wie es hier im Leben passiert ist, hört man des öfteren; das hätte unwahrscheinlich gewirkt. Das soll wohl heißen: Wie toll doch das Leben ist! Aber dann ziehen sich die Leute wieder kleinlaut zurück und trauen der Magie des Lebens nichts mehr zu. Sie warten nur, statt die Wunder zu erwarten, die kommen würden, erwartete man sie dringendst.  

Doch ein Wunder kam, das ich nicht erwartet hatte (mit dem man aber im Frühling rechnen konnte): ein in voller Blüte stehender Baum, der künstlich wirkte, aber ganz real war.

 

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