Die Saison

Vergangenen Sonntag war Riccione an der Adria schon ziemlich voll, und Misano Adriatico, wo ich auf dem Campingplatz saß, auch. Kaum noch ein Durchkommen auf der Strandpromenade. Wie mag das erst Anfang August sein? Die Saison scheint endlich da zu sein.

Ich hatte viele Sizilianer und Kalabrier getroffen, die es nicht mehr erwarten konnten. Sie polierten herum und schraubten und bereiteten vor, aber noch immer keine Gäste. In Italien fängt die Hauptsaison an, wenn die Schulen schließen. Das sollte um den 10. Juni der Fall sein. Dann herrscht am ganzen Strand und an der Küste um Italien herum Hochbetrieb, besser: Chaos. Von 15. Juni bis 15. September wird gefeiert, getrunken, gegessen, gelebt.

Dieses ganze Strandurlaub-Ding ist eigentlich öde, ist Kinderkram. Ich halte es nur eine Woche aus. Den Bauch an die Sonne halten, ein Buch lesen, Pizza und Bier und quatschen, vor allem: zu viele Leute. Alles irgendwie vorgespielt, hohe Preise, falsches Lächeln, Lärm, die Sau rauslassen, irgendwie Fasching und Wies’n zusammen. Aber das ist die Basis, auf der viele Länder leben, und auch Italien. Seit Jahrzehnten geht das so, und es wird noch 100 Jahre so gehen.

Danach? Daran denken wir noch nicht. Die Sizlianer zuckten meist mit den Schultern, wenn man sie nach der Winterzeit fragte. Man schraubt eben woanders herum, hilft wo aus, und einer möchte ein Restaurant eröffnen (wie originell!), ein anderer nach London. Neun Monate Vorbereitung auf drei Monate Saison. Ist das Leben nicht auch so? Man bereitet sich auf etwas vor, was die Hauptsaison sein soll, und dann rauscht sie vorbei (wenn es sie überhaupt gab. Manchmal bleibt sie auch aus.).

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