Zäsuren

Vor einiger Zeit dachte ich mir, man müsste ein Buch über Zäsuren schreiben: über die Zwischenzeiten und Pausen, über Urlaube, Krankheiten und Zustände von Verwirrung. Wenn man routiniert dahinlebt, verändert sich nichts, und man kann versäumen, etwas zu verändern. Man muss aus der Routine hinausgeworfen werden, um sein Leben von außen sehen zu können.

Lebensveränderungen gab es oft durch Krisen. Während man drinsteckt, sieht man nichts. Man arbeitet und lebt eben. Erst am Wochenende, im Urlaub, in der Krise überdenkt man seine Lage. Wo stehe ich? Bin ich zufrieden? Sollte ich etwas ändern? Fasziniert hatte mich Milton Erickson, der seine Versuchspersonen bewusst in Verstörung versetzte, um sie dann besser beinflussen zu können, und manchmal gab er nicht einmal bewusste Suggestionen, weil er dachte, dass das Unbewusste sich selbst am besten hilft.

Störungen sind störend, aber manchmal können sie hilfreich sein. Es ist wichtig, immer wieder aus seiner Rolle herauszuspringen und wie der Regisseur sein Leben zu betrachten. Darin kann auch der Sinn einer Krankheit liegen. Alle Pausen bringen etwas durcheinander, sind aber auch ein ordnendes Moment. Man kommt zur Besinnung. Ein Fußballteam spielte in der ersten Hälfte schlecht, überdenkt alles und wird von seinem Trainer angespornt, und in der zweiten Hälfte dreht es auf. Oder, negativ: Der gute Rhythmus eines Teams wird durch die Pause unterbrochen.

Irgendwie paradox, dass eher ein Anhalten, ein Bruch, eine Pause für Veränderungen sorgt oder sie anbahnt. In diesem Sinne sind Zäsuren manchmal das Wichtigste. Michael Newton, der Reinkarnationstherapeut, hat einmal gesagt, die Zeit zwischen zwei irdischen Inkarnationen sei manchmal bedeutsamer als ein Leben selbst, denn in diesen Pausen werden die Weichen gestellt. Nachdenken schadet nie. Pausen können kreativ sein. (Gerade denke ich mir, das schon einmal geschrieben zu haben. Wär ja auch nicht schlimm.)

 

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