Der süße Brei

Die Pizzeria in Kalabrien war voll, und zwei Tische weiter wurde Geburtstsag gefeiert: Zwei begeisterte Eltern fotografierten ihren kleinen fetten Sprössling, der seinen Freund umarmt hielt, der genauso wohlgenährt war. Und dann, in Misano Adriatico, ruderte hinter meinem Zelt, gehend, eine Kleinfamilie vorbei, rudernd, als trotteten drei Schweinchen vorbei, rosig und dick.

Das ist böse. Ein Artikel in der FAZ im Mai hatte davon gesprochen, dass es zwei Milliarden übergewichtige Menschen auf diesem Planeten gäbe. Da es sieben Milliarden sind, steht da also ein dünner, der Hunger hat, neben zwei Dicken, und vier sehen einigermaßen normal aus. Treffend fand ich die Formulierung, der Mensch könne zwar mit zu wenig Nahrung zurecht kommen, wie die Geschichte zeige, mit einem Überfluss an Nahrung indessen nicht.

Das hat auch soziale Gründe. Im Orient, in Afrika und am Mittelmeer – in den Clans, Stämmen und Familien – konnte man durch seinen Körper zeigen, dass man zu Wohlstand gekommen war; es war ein sichtbares Zeichen für Erfolg, und man mochte immer schwellende Frauen wie wir in Mitteleuropa im 16. Jahrhundert. Es war wohl auch ein Zeichen für blühende Gesundheit.

Das Gegenteil ader ist richtig. Dicke Menschen sind anfälliger für Krankheiten. Wenn man überlegt, wieviel Energie aufgewendet wird, um über den Speiseplan nachzudenken, einzukaufen, zu kochen, zu speisen, zu verdauen, aufzuräumen … und dann kommen die Folgen, also die degenerativen Krankheiten, die man mühevoll eindämmt, und die Wirtschaft hat nichts dagegen, denn das Medizinwesen sorgt für hohe Umsätze.

Wie auf den Tabakspackungen müsste auf Schokoriegeln und Süßgetränken stehen: Zu viel Zucker macht krank. Falsches Essen führt zu einem frühen Tod. Fleisch macht abhängig.

Ein Mädchen hatte Hunger, da gab ihm eine mitleidige Frau ein Töpfchen, zu dem sollte sie sagen: Töpfchen koch, und es kochte süßen Brei. In diesem Märchen (Der süße Brei) der Gebrüder Grimm kriegt die Mutter das Töpfchen zu fassen, befiehlt ihm, zu kochen, weiß dann aber das Zauberwort nicht mehr, und der Brei füllt die ganze Stadt. Töpfchen steh! hätte die Mutter sagen sollen, nur das Mädchen kannte den Spruch, und endlich kam es heim und sprach es aus; wer in die Stadt wollte, musste sich durchessen durch den süßen Brei, viel Vergnügen.

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