Ben Hur
Das antike Rom inspirierte viele Autoren. Neben Quo vadis? von Henryk Sienkiewicz kam einem immer Ben Hur in den Sinn, aber das liegt an meinem Alter. 1959 verfilmte William Wyler das Buch mit Charlton Heston in der Titelrolle, und der Monumentalfilm drang ins Bewusstsein aller.
Der Film holte damals elf Oscars, was dann erst wieder Titanic fast 40 Jahre später schaffte. Irgendwie war der Name Ben Hur mit dem Begriffen das alte Rom und Wagenrennen verknüpft, aber das ist falsch. Ich bekam zufällig eine Ausgabe von 1951 zu fassen; das Original schrieb der amerikanische General Lewis Wallace 1880, und Ende des 19. Jahrhunderts war es das meistgedruckte Buch auf dem Erdball.
Das Buch spielt im Heiligen Land, das vom Römischen Reich verwaltet wird, und das berühmte Wagenrennen nimmt nur 5 von 350 Seiten ein. Eigentlich ist es ein Propagandabuch für das Christentum; Judah Ben Hur erlebt Jesus und dessen Kreuzigung mit und erweist sich am Ende, reich geworden und mit einer glücklichen Familie gesegnet, als Mäzen der unter Nero verfolgten Frühchristen. Er finanziert die Katakomben von San Callisto an der Via Appia antica, in denen sie ihre Messen feierten und ihre Toten bestatteten.
Die Appia anticaBis jedoch das Happy-End eintritt, muss Ben Hur viel leiden und kämpfen. Er tritt als junger Mann ohne Absicht einen Stein los, der den römischen Gouverneur trifft, und die Familie des Unglücklichen wird ins Gefängnis geworfen, die Villa zugesperrt, und er selbst wird Galeerensträfling. Er findet einen Gönner, wird reich, rächt sich an seinem Hauptfeind und plant endlich mit anderen einen Aufstand gegen die Besatzungsmacht, denn es soll ja bald ein König der Juden kommen.
Das Buch ist eigentlich Kolportage und Unterhaltung, und wollte man etwas tiefer schürfen, könnte man höchstens sagen, es behandle ein großes Missverständnis: Dass Jesus kommen wollte, um auf militärischem Weg Israel zu befreien. Sogar Petrus hatte ja sein Schwert gezogen und hatte kämpfen wollen, doch Jesus herrschte ihn an: »Steck das wieder weg!« Diesem Missverständnis unterlagen Jahrhunderte lang sogar die Päpste, die im Mittelalter mit den Kaisern um die weltliche Macht rangen.