Louise von Marillac

Das Altenpflegeheim St. Margareten am Fuß des Staufener Schlossbergs ist eine katholische Einrichtung und wird von den Schwestern von St. Trudpert in Münstertal verwaltet. Im Second-Hand-Bücherregal beim Fahrradparkplatz ist darum viel christliche Literatur geboten. Da fand ich einen Band über Louise von Marillac, und da manipogo gern vorbildliche Frauen vorstellt, geht es heute um diese Nonne.

Louise-de-Marillac-Austria-Zams-Srs.-CharityLouise von Marillac war eine Zeitgenossin Molières (1622-1673), freilich schon 1590 geboren und am 15. März 1660 in Paris gestorben. Damit lebte sie auch im Jahrhundert nach Teresa von Avila (1515-1571), der man sie getrost zur Seite stellen kann. Sie war die wichtigste Mitarbeiterin von Vinzenz von Paul (1581 bis 1660, 27. September, ein halbes Jahr nach Louise), der den Orden der Barmherzigen Schwestern gründete, die »Vinzentinerinnen«. Sie arbeiten und leben zum Beispiel im Malteserschloss meines Nachbarorts Heitersheim, das einmal den Templern gehörte.

Ein Onkel von Louise hatte die strengen Kapuzinerinnen der Teresa von Avila nach Paris geholt, aber das junge Mädchen konnte nicht bei ihnen unterkommen: Ihre Gesundheit sei zu schwach. Also blieb nur die Ehe. 1613 heiratete sie den höheren Beamten Antoine Le Gras und gebar ihm im Oktober einen Sohn. Das war’s aber auch schon. Die junge Ehefrau fastete viel, betete nachts und geißelte sich. Ihr Mann hatte sich das Eheleben sicher anders vorgestellt. Er starb dann Ende 1625. Schon zwei Jahre zuvor hatte Louise das Gelübde abgelegt, für immer Witwe bleiben zu wollen, wenn ihr Mann stürbe. Nun war sie frei.

Vinzenz von Paul, dem Louise sich anschloss, ermahnte sie, nicht zu streng mit sich zu sein. Überhaupt war Louise voller Eifer, und ihr Berater musste sie immer wieder bremsen. Von 1629 bis 1633 half sie bei den Pariser Caritasvereinen aus, doch da die dortigen Damen nicht in die übelriechenden Hütten der Armen gehen wollten, musste eine eigene Gesellschaft her — und die Barmherzigen Schwestern entstanden am 28. November 1633. Sjef Sarneel, der unter dem Titel Den Menschen zuliebe 1990 das Leben von Louise von Marillac aufschrieb, erläutert, dass sie revolutionär waren: In Bürgerkleidung gingen die Schwestern hin und pflegten die Kranken zu Hause und in den Kliniken. Sie hätten mit dem Vorrang der Liebe ernst gemacht: Hilfe für Arme und Kranke statt Klausur im Kloster. »Liebe sei Tat«, sagte Vinzenz.

Bis zum Todesjahr von Louise und Vinzenz, also in 27 Jahren, entstanden 40 Neugründungen der Barmherzigen Schwestern. Wie Teresa von Avila hatte Louise viele Probleme: Bischöfe waren unwillig, Adelige versprachen Geld, zahlten aber nicht, das Volk verleumdete die Schwestern (sie empfingen Männerbesuche). In Chars hatte ein Pfarrer verlangt, ein Mädchen auszupeitschen, was die Schwestern ablehnten, und nach weiteren OIP.kZT97zDOYO1q4Igv4h9G6wHaD_Spannungen gab man das Haus auf. 1640 meinte Vinzenz von Paul, man müsste sich um die Findelkinder kümmern, mit denen damals unmenschlich umgegangen wurde. Diese Kinder ohne Eltern wurden in Heime gesteckt und vegetierten dort dahin. In kurzer Zeit starben im Heim Bicêtre 52 von ihnen, und 15 waren in Lebensgefahr. Die Spenden des Adels reichten nicht aus, und man brauchte mehr Schwestern. (Oben ein Bild des späteren Krankenhauses Bicêtre.)

Sie schrieb einmal:

Eine wahre Barmherzige Schwester gehört Gott in ihrer Sorge für die Armen. Darum muss sie mehr unter den Armen als unter den Reichen sein.

IMG_7899Louise unterrichtete die Kinder der Armen und schickte ihre Schwestern in die schrecklichen Pariser Gefängnisse, um »Dienst an Leib und Seele der Galeerensträflinge« zu leisten, bis diese wieder abreisen mussten: Sie seien »Glieder Christi, der selbst ein Sklave wurde«. 1632 erhielt Louise die Verantwortung für die Kleinen Häuser am heutigen Square du Bon Marché in Paris übertragen, in denen geistig Behinderte lebten, um die sich bis dahin kaum jemand gekümmert hatte. Leider ist von ihrem Engagement für diese Kranken nichts überliefert worden.

Sjef Sarneel schließt sein Buch mit den Worten:

Vielleicht ist gerade das Dasein für den andern, verbunden mit dem Bewusstsein der Geborgenheit in Gott und das Loslassen von sich selbst, für uns eine neu zu entdeckende Möglichkeit des Heilwerdens an Leib und Seele.   

 

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