Deine Augen

Es war ein schöner Nachmittag im Mai, ich lenkte meinen Volvo auf der Autobahn aus Basel hinaus und beschleunigte, besah mir die Landschaft, und viele Gedanken trieben scheinbar führerlos durch mich hindurch, und ich dachte mir: Autofahren und Rad fahren sind  perfekt, du hast etwas zu tun, und dein Denken geschieht ohne dich, als käme es von außen. Und es kamen viele Gedanken, und darunter war ein, wie mir vorkam, wichtiger Satz … 

Er lautete in etwa:

DSCN1340Hier auf Erden schaut Gott durch unsere Augen, und hinterher wir durch seine.

Wieder schien mir, als hätte mir jemand diesen Satz eingegeben, und ich versuche ihn zu erläutern. Ende Mai war der Pastor zum allmonatlichen Gottesdienst im Altenheim, und, auf Christi Himmelfahrt anspielend, meinte er, wir müssten den anderen den Himmel eröffnen, wir sollten strahlen und Gutes tun.

Doch wer predigt das außer einem Pastor, wer spricht davon, fragte ich mich kürzlich. Gibt es in dieser ichbesessenen Gesellschaft noch Eltern oder Lehrer, die den Altruismus vertreten, und wer tut es sonst? Die Medien kann man vergessen, die Künstler sind zu Entertainern geworden, die Kirchen sind ein Minderheitenprogramm … ja, wer vertritt die These, dass es gut und hilfreich ist, für andere dazusein?

Wir sind Gottes Mitarbeiter, und wenn man so will, sieht die Schöpfungsenergie die Welt durch uns, und sie sieht nur Gutes und Hoffnungsvolles, während wir es sind, die — durch Vorannahmen und eine grundlegende schlechte Laune geleitet — die Mitmenschen als fehlerhaft und störend abqualifizieren. Könnten wir so sehen wir SIE (die Schöpfungsenergie), wir wären voll der Bewunderung und der Begeisterung darüber, wie wunderbar alles eingerichtet ist. Wir sollten uns die Chance geben, die Welt durch Ihre Augen (der Schöpferkraft) anzuschauen, und es gingen uns die Augen erst auf.

SDC10893Was hinterher angeht, da denke ich an die Todeserfahrungen einer Reihe von Leuten, die durch die Galaxien flogen und sagten, sie hätten plötzlich alles gewusst, die Augen seien ihnen aufgetan worden, sie wären gerührt und ekstatisch gewesen, und man denkt an viele Seiten aus dem Ägyptischen Totenbuch, das 3000 Jahre alt ist, auf denen die Seele immer wieder betont, sie sei eine der Götter, sie sei Osiris oder Thoth, unbesiegbar und siegreich. Freilich ist das nur eine Phase, noch bevor die Seele ihren Platz in der jenseitigen Welt findet — wenn das Bewusstsein hinauskatapultiert wird und begreift, woher es stammt: dass es das kostbarste Geschenk Gottes ist. Dann darf es kurzzeitig die Erfahrung machen, allwissend zu sein. Kehrt sie zurück, hat sie alles vergessen.

Was uns gegeben ist, nutzen wir kaum. Wir könnten die Welt verändern, könnten Mit-Schöpfer sein und produktive Arbeiter im Weinberg des Herrn. Der Song dazu muss sein In Your Eyes von Peter Gabriel, live gespielt 2003, und mit diesem Programm sah ich ihn und seine Truppe im April 2004 in Rom, und da singt er:

I reach out from the inside … In your eyes, the light , the heat, I see the doorway, all the thousand churches, the resolution / of all my fruitless searches … I wanna be that complete … Love, I don’t like to see so much pain, so much wasted … I long to keep me awake in the light … And all my instincts, they return, … I reach out from the inside. … I wanna touch and feel the light I see / in Your eyes. Whatever comes and goes, all is in Your eyes. … I will hear yor silent call.

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