Die Elfen

Auf der Reise nach Zürich und Bayern im April verfolgte mich beharrlich die Zahl elf. Das fing am 5. April, vor einem Monat, mit einem Knalleffekt an: Mein Zug nach Basel sollte um 11.11 Uhr eintreffen, dann zog ich im Fahrkartenzentrum der Bahn die Zahl N1111, verkündete es fröhlich, und eine Frau in der Nähe sagte, sie sei am 11. November geboren. Wenn man das erzählt, sagen die meisten: alles Zufall.

Aber was ist Zufall? Da sind ja tatsächlich einige Dinge zusammengefallen oder ganz nahe zusammen, und man würde das Koinzidenzen nennen: Das bedeutet etwas zusammen Vorfallendes, wie der Ko-Kommentator auch neben dem Kommentator sitzt. Wenn in jenen Tagen mein Blick auf die Uhr im Auto (das wieder gut läuft), fiel, war es oft 11:11 Uhr. Oder ein Auto mit 1111 im Kennzeichen überholte mich. (Von denen gibt es aber viele.) Die anderen (fast alle, die ich kenne) sagen: Du siehst eben nur die Elf, das andere siehst du nicht.

Die Zweiundzwanzig hatte ich ja auch schon einmal, doch sie ist ja nur das Doppelte der Elf. Es macht übrigens keinen Spaß, dass so viele Autofahrer das heutzutage auch lustig finden, und so  ist man umgeben von Autokennzeichen mit 8888 und 7777 und 3333. Ich schätze, das ist bloß ein lärmender Gag ohne tiefere Bedeutung. Allerdings halten die Leute eine Schnapszahl für aussagekräftig, dabei ist sie nur Gelalle.   

Ich werde nie beweisen können, dass eine himmlische Macht mir die Elf hinlegt. Wenn sie sich so geballt zeigt, ist es nichts mit versteckten Wahrnehmungsmechanismen. Ich nehme es als Spiel und Laune der Welt und freuen mich daran. Ich halte meine Verbindung zur Elf für ganz natürlich: Ich bin an einem Elften geboren, und die Elf steht, wenn sie nicht die ganze Mannschaft verkörpert, für einen, der etwas außerhalb des Teams agiert.

Früher, als die Positionen der Fußballspieler wichtiger waren als die Leute, die sie besetzten, trug der Linksaußen die Nummer 11 auf dem Rücken, und der Linksaußen war, das wussten alle, meist ein besonderer Typ, ein Chaot, ein Individualist, ein »Linksdenker« (wie Karl Valentin) – anders als der Rechtsaußen, der als schlichteres Gemüt galt, und es ist sicher nur Zufall, dass dies auf die politische Richtungen Links und Rechts zutrifft. 

Die Elf. Ich sage nicht einmal, dass das häufige Auftauchen der Elf in meinem Leben eine bestjmmte Bedeutung hat. Es sagt mir nur, dass ich im Fluss bin, im Rhythmus, in Harmonie mit der Welt, und die Elf häufig zu sehen, ist so etwas wie ein Segen von oben.  

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