Flugverkehr (57): Jean Mermoz
Das 60-Seiten-Büchlein Images de Jean Mermoz von Jacqueline Ancy, 1961 in Paris erschienen, fischte ich aus einem Regal mit gebrauchten Büchern in Staufen, und es führte mich zu den Anfängen von manipogo zurück, zu dem Beitrag Himmelsmänner im August 2012.
Da hatte ich Jean Mermoz (1901-1936) erwähnt, den kühnen Atlantikflieger, an dessen Museum in Aubonton ich erst im Mai 2012 Halt gemacht hatte. »Passer« war seine Devise: Er wollte durchkommen mit seinem Flugzeugen und den Postsäcken, trotzend dem Wetter und der Nacht. (Das wollten die deutschen Stürmer gegen Frankreich auch, unter dem Eindruck deren Nicht-Durchkommens am 7. 7. in Marseille ich gerade diesen Beitrag verfasse …)
Mermoz wird am 9. Dezember 1901 in Aubonton geboren. 1920 entscheidet er sich für die Armeefliegerei und verbringt bald über ein Jahr in Syrien. 1926 fliegt er auf der Strecke Casablance-Dakar, wird als 26-Jähriger Chefpilot der Aéropostale in Buenos Aires. Er eröffnet die Linie Mendoza-Santiago de Chile, was ihn zwingt, 6.000 Meter hoch zu fliegen, verbringt danach drei Jahre in Frankreich, bis es ihm am 16. Januar 1933 gelingt, in 14 Stunden mit der dreimotorigen Arc-en-Ciel (Regenbogen) den Südatlantik zu überqueren (zwischen Dakar in Afrika und Natal auf dem amerikanischen Kontinent) . Er wird Kommandeur der Ehrenlegion. Jean Mermoz fliegt weiter wöchentlich diese Route, bis er, bei seiner 24. Überquerung, am 7. Dezember 1936 (zwei Tage vor seinem 35. Geburtstag) mit dem Wasserflugzeug Croix-du-Sud (Kreuz des Südens) abstürzt. (Bild von der Seite postale.free.fr)
»Vivre, c’est-à-dire piloter«, sagte er: leben heißt fliegen. Mermoz hätte ein ruhiges Leben führen können, er war gebildet und klug, aber er zog es vor, unter den Sternen im Wüstensand zu schlafen und sich Abenteuern zu stellen. Sein Ziel war es, die Post regelmäßig abzuliefern. Er wollte immer besser werden. Also führte er den Nachtflug ein, und das war ein bislang unerhörtes Wagnis (Vol de nuit, also Nachtflug heißt auch ein berühmtes Buch von Antoine de Saint-Exupéry, mit dem Mermoz befreundet war. Saint-Ex stürzte 1944 ab.)
Nichts hielt ihn auf, wenn er etwas für möglich hielt, was zuvor für unmöglich gehalten worden war. Einmal stürzte Mermoz in der Wüste ab und wurde von Arabern gefangengenommen (und später freigekauft), einmal landete er auf 4.000 Metern in den Anden.
Sein Vermächtnis sind die Worte: »Ich verändere mich, ich werde ein Anderer. Es fällt mir wahnsinnig schwer, zu landen … Ich gebe alles, was ich geben kann, ich finde endlich, dass das Leben recht schön ist, und je mehr ich es riskiere, desto größeren Wert hat es. Ich bin ganz einfach glücklich.«