Traumzeit

Das Leben als Traum … da hatte ich doch glatt die Traumzeit der australischen Ureinwohner vergessen, über die ich schon so viel gelesen und nachgedacht habe. Drauf kam ich durch das Buch Traumreisende von Marlo Morgan, die vorher Traumfänger geschrieben hatte.

Beatrice wird ihrer australischen Mutter entrissen und in Dienst bei Weißen getan. Mit über 20 Jahren hat sie das Gefühl, ihre Herkunft erforschen zu müssen, reist in den Norden des Kontinents und schließt sich einer kleinen Gruppe von Eingeborenen an. Eines Abends soll Beatrice etwas über die Traumzeit und die Regenbogenschlange erfahren.

»Nun«, begann Wurtawurta, »am Anfang, in der Zeit vor der Zeit, war nichts. Keine Steppe, keine Sonne, keine Erde, nichts. Es gab nur die Große Einheit. Und dann begann die Einheit zu träumen. In dieser Traumzeit dehnte die Einheit sich aus, um eine Schicht Einheitsgeist zu schaffen. Diese Schicht erhielt ein Bewusstsein und den freien Willen. Die Regenbogenschlange ist der Träger dieser Geistenergie, und sie ermöglichte unseren Ahnen das Sein. Die Welt wurde von einer unsichtbaren Energie erschaffen, und die Ahnenträger waren frei darin, sie so zu gestalten, wie sie wollten. Du siehst also, es gibt Berge, Flüsse, Blumen, Wasserstellen und Menschen, und alle bestehen aus derselben Energie. Wir können die Dinge nicht voneinander trennen und sagen, dass das, was wir mit den Bäumen tun, keine Rolle spielt.« (S. 221)

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Es gab Völker, für die der Traum ein Gott war. Die Irokesen agierten ihre Träume schnellstmöglich aus. Womöglich kam durch den Traum der Gedanken zu den Menschen, dass er eine Seele besitze. Der Traum ist die erste kreative Instanz und hat viele Schöpfungen beflügelt, und viele Hinweise kamen aus einer anderen Dimension – als versuche da jemand (oder ein Team von Dozenten), uns zu helfen.

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In dem Buch Traumreisende sagt dann Benala:

Wir haben unbegrenzten Zugang zum Kreativen. Wir sind füreinander da, um uns zu helfen, zu nähren, zu unterhalten, miteinander umzugehen. Wir sind hier, um diesen Planeten zu hüten. Mit unserem Bewusstsein kommt das Wissen um die Energie und den Umgang damit. Wir haben ein volles Spektrum von Gefühlen und entdecken letztlich, dass der Schlüssel dazu ganz einfach ist. Er besteht wirklich darin, ohne Urteile zu lieben. Wenn etwas kompliziert zu sein scheint, ist es keine Liebe. Es ist etwas anderes. Liebe heißt Helfen, Geben oder Empfangen, was immer sich als hilfreich erweist. Die Menschen können Weisheit erlangen; andere Lebensformen haben diese Möglichkeit nicht. Emotionale Weisheit zu erlangen ist ein Teil unserer irdischen Bestimmung. (S. 223)

Beatrice trifft am Ende ihren verlorengegangenen Bruder Geoff und teilt ihm die Zehn Gebote der Aborigines mit. Die christlichen zehn Gebote sind ja meistenteils Verbote, und Luisa Francia hat sie einmal aus weiblicher Sicht analysiert. Hier die Zehn Gebote der australischen Ureinwohner:

Du sollst deiner eigenen Kreativität Ausdruck verleihen. — Erkenne, dass du Verantwortung trägst. — Vor deiner Geburt hast du eingewilligt, anderen zu helfen. — Du sollst emotionale Reife erlangen. — Du sollst unterhaltsam sein. — Du sollst ein guter Verwalter deiner Energie sein. — Du sollst die Musik genießen. — Du sollst nach Weisheit streben. — Du sollst Selbstdisziplin lernen. — Du sollst beobachten, ohne zu urteilen.    

 

 

Illustrationen: oben Karl Heinz Renner; unten: in La Chaux-de-Fonds.

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