Maria am Kreuz
Heute ist mal wieder Ferragosto, nach Feriae Augusti, wie der Tag im Römischen Reich hieß. Schon im fünften Jahrhundert wurde an jenem Tag Mariä Himmelfahrt gefeiert. Man wollte die gute Maria unter die Heiligen aufgenommen wissen, von der man ja nichts weiß, die aber zur perfekten Frauengestalt hochgejubelt wurde.
Wie bereits geschildert, wurde Jesus Christus 325 durch das Konzil von Nizäa zu Gott erklärt, und 100 Jahre später — 431 in Ephesus — bestimmte das Konzil Maria als Gottesgebärerin oder Gottesmutter. Kyrill von Alexandria setzte das durch, mit der Hilfe von Bestechungsgeldern. Sein Kontrahent Nestorius wollte Maria nur als Christusgebärerin genannt wissen. Natürlich ist das fragwürdig, dass eine Frau aus dem Volk Gott (Gott!) zur Welt bringt. 553 im Konzil von Konstantinopel legte man fest, dass Maria nicht nur bei der Geburt Jungfrau gewesen sei, sondern es geblieben sei ihr Leben lang: die immerwährende Jungfrau. (Josefsehe nennt man eine Ehe ohne Sex.)
Damit hatte die männlich beherrschte Amtskirche ihr Frauenbild: geschlechtslos, dienend, der Geburt und Erziehung von Kindern unterworfen. Überhaupt unterworfen. Die Frau sollte nicht stören, und der Gläubige blickt sie nicht an, um der Versuchung zu entgehen. In 2000 Jahren hat die katholische Kirche es nicht geschafft, weibliche Priester zuzulassen. Sie ignorierte Frauen weitgehend und sprach nur ein paar Nonnen heilig. Ein immerwährender Skandal.
Wenn man an die Macht des Mannes über die Frau auf den meisten Kontinenten denkt, muss man zu dem Schluss kommen, dass besser eine Frau ans Kreuz geheftet dargestellt würde. Die Frau sei dem Manne untertan, Verhütung ist verboten, Kinder sind auszutragen. Aber man betet die unbefleckte Maria an und lässt sie in den Himmel auffahren. Die »befleckten« Frauen können nur beten und hoffen.