SMS‘ auf dem Geldschein
Als ich im Oktober 1999 nach Rom kam, zahlte man in Italien noch mit der Lira; erst am 1. Januar 2002 wurde der Euro als Bargeld eingeführt. Bis dahin war es manchmal schwierig mit einem 50.000- Lire-Schein: Nicht alle Supermärkte konnten herausgeben. Und der kleinste Schein, die 1000 Lire, war wenig wert. Er wurde manchmal als Zettel benutzt für Botschaften: frühe SMS.
Ich erinnere mich gar nicht, was man für 1000 Lire bekam. Eine Zeitung mochte 2000 Lire gekostet haben. Unten sehen wir die Rückseite des Scheins (links) und daneben (rechts) dessen Vorderseite. Die abgebildete Dame ist übrigens die italienische Musterpädagogin Maria Montessori. Ums Geld war es Mitte November einmal gegangen auf manipogo: Geld und Weltgeschichte.
Beim Aufräumen fand ich einen Packen der stark gebrauchten Scheine, die ich gesammelt hatte. Ich weiß nicht, wie ich auf den hübschen Einfall kam, diejenigen aufzubewahren, auf die kleine Notizen gekritzelt worden waren. Es sind Botschaften ans Universum und für irgendwen, denn man weiß ja nicht, wer die Banknote in die Hände kriegt. Der Schein wurde damit zu einem primitiven Kommunikationsmittel. Das fällt weg, wenn wir nur noch per Karte zahlen.
Ich habe ein paar Scheine ausgewählt. In der ersten Gruppe unten geht es um Erotik. Auf dem linken Schein verspricht jemand (vermutlich ein Mädchen):
Wenn du eine irre Nacht verbringen willst, ruf an 03392186373
Auf dem mittleren Schein fordert eine Bianca: »Leccami tutta. Voglio godere.« Das muss man nicht übersetzen; sie will es aber »richtig genießen«. Und rechts die schlichte Aufforderung: »Ruf mich an! (Chiamami!)«
Dann die Liebesschwüre. Zwei Mal wird Simone erwähnt, und an Laura schreibt (links) Giuseppe TVB, was vermutlich heißt ti voglio bene, ich mag dich.
Und noch ein paar allgemeine Statements konfuser Art, was allerdings nicht auf den mittleren Schein zutrifft:
Italien ist von den Parteien ruiniert worden. Alle Diebe!