Der junge Valentin und das Rad

Das ist schon Tradition bei manipogo, am Valentinstag einen Text von Karl dem großen Kabarettisten und Theatermannes zu bringen. Ich habe in seiner utobiografie herumgeblättert und stieß auf 2 Texte, in denen ein Fahrrad vorkommt. Aufgewachsen ist Karl Valentin (geboren 1882) in der Au, einer Münchner Vorstadt. 

Mehrmals hatte er Glück, und er erzählt davon. Einmal war ein Fahrrad beteiligt.

Ein andermal hat mir mein Fahrrad das Leben gerettet. Von rechtswegen müsste ich ihm eine Rettungsmedaille kaufen und umhängen. Ich besuchte in Planegg den Theaterdirektor Josef Vallé und wollte mein Rad vor dem Eingang seiner Villa stehen lassen, aber ein guter Geist flüsterte mir zu: »Nimm es mit hinein!« Kaum war ich durch das Eisengitter in den Garten gekommen, als ein großer Wolfshund ohne Maulkorb zähnefletschend auf mich zugerannt kam. Er hätte mich gewiss zerrissen, wenn ich ihm nicht von jeder Seite, von der er mich anfallen wollte, mein Rad entgegen gehalten hätte. Er hat sich direkt in das Vehikel verbissen. Nicht einmal die Haushälterin, die auf mein Schreien und das Gebrüll des Hundes hin herbeieilte, konnte das Tier bändigen und erst, als ein in der Nähe arbeitender Gärtner mit einem Prügel herbeirannte und auf das wütende Tier einschlug, war es zu überwältigen. Mit einem Nervenschock verließ ich den Schauplatz. Seitdem fände ich zehntausend Mark Hundesteuer im Jahr pro Exemplar nicht zu hoch.

Jeder, der Radreisen unternimmt in den Süden Europas, sah sich schon einmal mit einem herumstreunenden Hund konfrontiert, der einen mustert. Was tun? Manchmal hilft es, Krümel von der Straße aufzulesen und in seine Richtung zu werfen.

Als Illustration wählen wir heute einmal die Queen of the Wheel, abgelichtet von den Rose Studios 1897. Vergebt manipogo die Verwendung. Die Library of Congress in Washington D. C. erlaubt es uns, und — Grüße zum Valentine Day!

queenofthewheel1897

 

 

rennbahn19101895 war der Valentin Karl 13 Jahre alt und erinnert sich an die Radrennbahnen Münchens. In meinem Beitrag über die ehemalige Radrennbahn im Osten St. Gallens, die nur von 1905 bis 1907 stand, erzählte ich von der Geschichte der Bahnen. 1885 stand die erste deutsche in Erfurt. Valentin starb 1947 und schrieb, dass »heute« die Jugend die Fußballer verehre. Das hat also eine lange Geschichte, und demnächst widmen wir uns auch wieder dem Fußball. Valentin:

München hatte schon 1895 viele Radrennbahnen, eine im Volksgarten in Nymphenburg, eine in Perlach, eine am Schyrenplatz in Giesing und eine vielleicht sogar in Milbertshofen. Fast jeden Sonntag war »Veloziped-Rennen«. Es gab auch schon Rennfahrer, wie Rabel Toni, Schildberger Hans, Fischer, Rucker, Oberberger, Opel, den späteren Direktor der Opel Auto-Werke. Heute vergöttert unsere Jugend die Fussballer. Wir machten es genauso mit den Rennfahrern. Und als wir das erste Radl geschenkt bekamen, trainierten wir an Wochentagen heimlich am Schyrenplatz, wo die Rennbahn wegen Bankrott offen stand. Dort wurde in einem Tempo gejagt, dass ich mich heute noch wundere, dass wie nicht alle die galoppierende Schwindsucht bekommen haben. Die Manege hat eben doch eine mächtige Anziehungskraft, — und ganz besonders für mich. 

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.