Die Templer

Heute vor zehn Jahren habe ich schon einmal über die Templer geschrieben — Der zerstörte Tempel. Diesem Artikel ist nichts hinzuzufügen, er liest sich frisch wie eh. Nun habe ich ein Buch über die Geschichte des Tempelordens gelesen und weiß alles dank Piers Paul Read und seinem Buch Die Templer. Sie existierten von 1119 bis 1312. Ein gieriger französischer König und ein zögerlicher (französischer) Papst machten ihnen den Garaus.

federl_konradPapst Urban hatte zum Kreuzzug aufgerufen, um Jerusalem wieder dem Christentum zuzuschanzen. »Gott will es!« hatte er verkündet, wonach gottesfürchtige Ritter, ehrgeizige Könige und arbeitslose Söldner das Kreuz nahmen und loszogen. Drei Jahre später, am 14. Juli 1099, begann der Sturm auf Jerusalem. Die heiligen Stätten sollten wieder den Christen gehören, die sich aber aufführten wie der Antichrist:

Denn im Siegestaumel und noch erhitzt vom Kampf schlachteten die Kreuzfahrer die Bürger der Stadt ohne Rücksicht auf Alter oder Geschlecht mit derselben Bedenkenlosigkeit ab, die die Legionäre des Titus vor  über tausend Jahren bewiesen hatten. … Am 17. Juli zogen die Herzöge, Grafen, Bischöfe, Priester Prediger, Visionäre, Krieger und Angehörige des Trosses in einer Prozession durch die Straßen der verlassenen Stadt zur Kirche vom Heiligen Grab. Dort dankten sie Gott für ihren herrlichen Sieg … 

RmolayNun mussten die heiligen Stätten gehalten und gegen muslimische Angriffe verteidigt werden. Vier Staaten entstanden, aber Soldatenmangel herrschte. Der Graf Hugo von Puyns hatte die Idee, eine Ritterkommunität zu gründen, die sich an der Regel des Augustinus von Hippo orientieren sollte. Am Weihnachtstag 1119 legten Hugo und acht andere Ritter vor dem Patriarchen in der Kirche zum Heiligen Grab die Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams ab. So begann es mit den Templern. 1129 bestätigte sie das Konzil von Troyes, und die Templer wurden dem Papst unterstellt. Sie sollten die heiligen Stätten verteidigen und die Pilger beschützen. Doch sie mussten mit Einheimischen zusammenleben und arrangierten sich mit ihnen. (Rechts groß im Bild der letzte Großmeister der Templer, Jacques de Molay.)

War jemand Sohn aus dem Adel, blieb ihm nur der Kampf oder das Gebet: Ritter oder Mönch, schwarz oder rot (ein großer Roman von Standal hieß Rot und Schwarz). Die Tempelritter standen früh auf, beteten, aßen schweigend, während ihnen aus der Bibel vorgelesen wurde, pflegten ihr Pferd und gingen früh schlafen.

Der Kreuzzug 1148 wurde zum Desaster. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts machte sich Saladin einen Namen, der Christen gut behandelte, was er aber auch aus Berechnung tat. Ihm erwuchs Richard Löwenherz als starker Gegner, doch es blieb bei einem Unentschieden. Die Christen konnten weiterhin ihre Bastionen im Heiligen Land halten.

Dann gab es zwei Skandale: 1204 fiel eine Horde Kreuzritter über Konstantinopel her, metzelte die Einwohner nieder und plünderte die Schätze der Stadt. Wer an einem Kreuzzug teilnahm, wurde aller Sünden ledig, wollte aber gern auch irdisch belohnt werden. — Der Papst wetterte gegen die Katharer in Südfrankreich, diese angeblichen Ketzer, überzog sie mit Krieg, und 1226 gab es keine Katharer mehr.

2021-09-20-0001Dann trat ein neuer Held auf: Friedrich II., der Hohenstaufer. Auch er kam nicht recht voran und schloss 1229 mit den Moslems einen Vertrag, der Jerusalem allen Religionen zur Verfügung stellte. Als nächster schritt König Ludwig XI. der Heilige ein und marschierte gen Ägypten. Doch die Sarazenen waren stärker geworden und eroberten Safed. Der König starb 1270, damals starben alle recht bald, und 1291 war nichts mehr zu machen: Akkon fiel. Es war die letzte Bastion der »Lateiner«, das Heilige Land schien verloren. (Oben: Konrad Federl aus Landsberg am Lech als Friedrich II. in meiner Deutung)

Man hoffte, die Templer mit den Hospitalitern (oder Johannitern) zu vereinigen, doch das wollten beide nicht. Beide waren ja wohlhabende Orden, und der französische König Philipp der Schöne, der wie viele seiner späteren Nachfolger andauernd Krieg führte, war bei ihnen verschuldet. Das gab vielleicht den Ausschlag, dass er lächerliche, jedoch dreiste  Anschuldigungen als Grund nahm, am 13. Oktober 1307 in seinem Land in einer Nacht 2000 Templer festzusetzen.

Clemens V., der Papst, war ein Verwandter von Philipp und protestierte nur schwach. Er, der nie in Rom war, hatte das Recht, die Folter zu verhängen und tat es. Die Templer gestanden, was man ihnen vorwarf: Sodomie und antichristliche Schmähungen. Dann widerriefen sie ihr Geständnis, um wieder zu gestehen … Sie wollten ja leben. Der spanische und der englische König reagieren verständnislos auf das Ansinnen, die Templer foltern zu lassen. 1312 wurde der Orden offiziell aufgelöst. Der letzte Großmeister Jacques de Molay hatte sein Geständnis auch widerrufen, blieb dann jedoch dabei und nahm (am 18. März 1314) den Tod auf dem Scheiterhaufen auf sich. Der Autor schreibt:

Später hieß es, Jacques von Molay habe, bevor er starb, eine letzte Aufforderung an Papst Clemens und König Philipp gerichtet und sie binnen Jahresfrist vor das Tribunal Gottes geladen. 

Sie mussten der Einladung folgen. Papst Clemens starb einen Monat nach der Verbrennung de Molays, Philipp der Schöne Ende November 1314. Es ist fast unmöglich, die Vielzahl der Geschehnisse während der 200 Jahre nachzuzeichnen.

Noch eine Bemerkung: Dem Buch, das 2009 in Hamburg erschien, ist ein Nachwort des Übersetzers beigegeben, in dem dieser auf 17 Seiten seine Sicht der Dinge darstellen darf. Das ist natürlich ein Unding. Ein Übersetzer fällt dem Autor in den Rücken! Vermutlich hat der Autor, Piers Paul Read, nichts davon erfahren, denn so etwas darf man nicht zulassen.

Der Übersetzer heißt Konrad Dietzfelbinger, ist etwa gleich alt wie der Autor und christlich geprägt wie dieser. Aber da gibt es viele Kämpfer, die meinen, die Kirche gegen Angriffe in Schutz nehmen zu müssen, und so hat der Übersetzer wahrscheinlich eine Verteidigungsschrift verfasst. Ich hatte keine Lust, diese 17 Seiten zu lesen. Die Sünden der Kirche liegen offen zutage, Read hat nichts beschönigt, und wenn es dem Herrn Übersetzer nicht passt, soll er ein eigenes Buch schreiben.

Die Templer haben jedoch immer noch Einfluss. Es geht der US-Filmindustrie aber um den sagenhaften Schatz der Templer, der ihnen Geld einbringen soll. Der Film National Treasure, in dem im Jahr 2004 Nicolas Cage und Diane Kruger dem Tempelschatz nachjagen, kostete 100 Millionen Dollar und spielte 173 Millionen ein. Neu ist eine daran angelehnte US-Fernsehserie von Disney mit demselben Titels (National Treasure) mit Lisette Oliveira, Lyndon Smith und Zuri Reed. Sie sollte dieses Jahr anlaufen.

 

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