Die Kunst von Ovartaci

Ja, manipogo hat bereits eine Geschichte. Als ich am 7. September vergangenen Jahres Elementarkräfte schrieb über die Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg nach einem Besuch dort, hatte der Blog noch nicht 100 Abonnenten; nun sind es 1187. Das Museum mit Kunst von Psychiatrie-Patienten lädt heute Abend um 19 Uhr zur Vernissage der Ausstellung Ovartaci: Transformation und Rollenspiel ein.

Ovartaci ist jütländisch und heißt Ober-Idiot, und so nannte sich der Däne Louis Marcussen, der 56 Jahre in psychiatrischen Anstalten verbrachte. Er wurde 1894 geboren und starb 1985, wurde also 91 Jahre alt. Die Werke von Ovartaci stammen aus dem Museum Ovartaci in Aarhus in Dänemark, das im dortigen Psychiatrischen Zentrum in Risskov angesiedelt ist.  

Die Ausstellung über Ovartaci in Heidelberg dauert bis 4. August und zeigt, wie es in der Einladung heißt, »Bilder, Skulpturen und Flugmaschinen, die seine Phantasien zu verschiedenen Reinkarnationszyklen seines Lebens spiegeln − sei es als Schmetterling, Vogel, Puma oder Tiger«. Im Zentrum steht eine Rekonstruktion seines langjährigen Lebensraums, den er mit Puppen aus Pappmaché teilte, was seine Sehnsucht wiedergab, das weibliche Geschlecht zu verkörpern. Durch Selbstkastration »provozierte er den gewünschten Übergang vom Mann zur Frau«. Harte Sache. (Bild: Floating Women, Ovartaci. Dank an die Prinzhorn-Sammlung)

Die ausgestellten Werke werden von anderen aus der Prinzhorn-Sammlung und der Sammlung Reuter aus Pécs in Ungarn (da war ich einmal mit dem Rad; schöne Frauen gesehen, ich erinnere mich!) flankiert, außerdem gibt es Fotos von Ono Ludwig in verschiedenen Geschlechterrollen. Zwei große Frühwerke des Schweizers Adolf Wölfli (1864−1930) werden obendrein gezeigt, die dank Spenden nun zur Prinzhorn-Sammlung gehören.  (Bild: Lo & Clu von Ovartaci) — Am 24. und 25. Mai findet dann in Museum eine Internationale Fachtagung über »Ethische Fragen zu Outsider Art« statt. „Wie ist ein professioneller Umgang mit Outsider Art Künstlern zu gestalten? Wem gehört Outsider Art?“ lauten die Kernfragen.

Thomas Röske, Leiter des Museums Sammlung Prinzhorn, ist auch Präsident der European Outsider Art Association, zu der, wie ihrer Homepage zu entnehmen lässt, fast 50 Museen und Galerien gehören. Das wollen wir unterstützen.        

 

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