Sophie, der Tod und ich
Über den Film Sophie, der Tod und ich muss manipogo schreiben, da in ihm der Tod vorkommt. Charly Hübner hat ihn gedreht, der als Sascha Buckow Anfang 2022 dem Polizeiruf 110 den Rücken kehrte. Es ist ein Road Movie mit guten Ansätzen, aber witzig war der Film leider nur allzu selten. Ist Charlys erstes Werk, und das kann ja noch werden. Mein Anknüpfungspunkt waren die frühen Wenders-Filme in den 1970-er Jahren.
Es waren Im Lauf der Zeit, Alice in den Städten und Falsche Bewegung, wobei letzterer Film irgendwie ins Nirwana abdriftete und langweilig war. Im Lauf der Zeit war ruhig gedreht wie ein asiatischer Film und poetisch, Alice in den Städten der Film, in dem Rüdiger Vogler die kleine Alice im Renault R4 durchs Ruhrgebiet fährt in der Hoffnung, das Haus ihrer Großmutter zu finden. Ach, das ist lange her.
Die erste Einstellung des Films von Charly Hübner ist hinreißend. Und das letzte Bild ist es auch, nach einer gemächlichen Reise nach Süddeutschland Anfang April im Nebel, und dann stimmt wieder alles, man ist versöhnt. Aber die Zeit dazwischen wird einem manchmal lang, es wird zuviel Alltägliches dahergeschwatzt, aber das ist wohl die Stimmung in diesen Jahren, viel Gerede und viel Alltag. Und dann steht der bleich geschminkte Tod in der Tür und will einen holen. Auch das gehört in die Welt und will integriert werden. Dann kommt noch ein zweiter Tod, weil der erste versagt hat, es wird turbulent, aber nicht unbedingt witzig, doch das hätte es wohl sein sollen. (Bild: Vater und Sohn, Grißheim am Rhein.)
Der Mensch muss sterben und wird dahingerafft. Es liegt in der menschlichen Natur, als Allegorie die zu personifizieren, die seine Welt bedrohen (auch die, die ihm helfen: sie als Götter darzustellen). Dabei sei eingeschoben: Der Mensch macht sich über die Bedrohungen manchmal auch lustig und verhöhnt sie; auch das ist eine (gute) Art, die Gefahr zu verarbeiten. Du kannst mich mal! Diesen Aspekt hatte ich dieses Jahr völlig vergessen, und mein Halloween-Beitrag war darum etwas dröge und lehrmeisterlich geraten; vergebt mir! Darum schenke ich euch noch ein besonderes Foto aus Mexiko und dem Dia de los muertos (von Giovanna), das ich allerdings schon einmal verwendet habe: in Happy Halloween vor zwei Jahren:
Im Hinduismus holt der Gott Yama die Toten ab, bei den Griechen war es Thanatos, bei den Iren die Banshee. Erst spät entstand im deutschen Sprachraum ein Pendant: der Sensenmann. Hintergrund ist ein Gedicht von 1637, das so beginnt:
Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchsten Gott,
Heut wetzt er das Messer,
Es schneidt schon viel besser
Bald wird er drein schneiden,
Wir müssens nur leiden.
Hüte dich schöns Blümelein!
Die Personifizierung des Todes in der Geschichte, das wäre ein schönes Thema für eine Magister-Arbeit. Wikipedia hat einen Beitrag dazu, mit dem die Bearbeiter anscheinend nicht so zufrieden sind. Ich fand den Gedanken von Derek Walcott überzeugend, der den Tod als Radfahrer darstellt. Über diese Version hat manipogo einen besoonders schönen Artikel zu bieten, finde ich: Am Trainieren.