Die Germanen

300 Jahre vor der Völkerwanderung (etwa 375 bis 560) und dem Wüten der »Barbaren« gab es schon die zwei Länder zu beiden Seiten des Rheins, Gallien und Germanien. Sie waren von den Römern besetzt, die sich noch nicht träumen ließen, dass ihr Weltreich einmal zerfallen würde. Der römische Geschichtsschreiber und Senator Tacitus (58-120) widmete Germanien ein gleichnamiges Büchlein, in dem er unsere Vorfahren porträtiert. 

Wir beginnen in Germania mit Kapitel XXIII, das als erstes meine Aufmerksamkeit fand. Lesen wir das klassische Lateinisch des Gelehrten, es sind nur ein paar Zeilen.

Potui umor ex hordeo aut frumento in quamdam similutidem vini curruptus; proximi rigae et vinum mercantur. Cibi simplices: agrestia poma, recens fera aut lac concretum. Sine apparatus, sine blandimentia expellunt famem. Adversus sitim non eadem temperantia; si indulseris ebrietati suggerentum quantum concupiscunt, haud minus facile vitiis quam armi vincentur.

muttibierWenn man Italienisch kann, ahnt man den Inhalt. Doch wir können es uns einfach machen und die alte deutsche Übersetzung bei Gutenberg heranziehen. Das Wort wird nicht erwähnt, doch es geht ums Bier. (Rechts die Mutti.)

Ihr Getränk bereiten sie aus Gerste oder Weizen, ein Gebräu, das einigermaßen Aehnlichkeit mit geringem Weine hat. Die nächsten Anwohner des Rheins kaufen auch den Wein selbst. Die Speisen sind einfach, wildes Obst, frisches Wildbret oder saure Milch; ohne Aufwand, ohne Leckerbissen begnügen sie sich, den Hunger zu stillen. Dem Durste gegenüber bleibt ihre Mäßigkeit nicht die gleiche; wer hier den Germanen an seiner Schwäche fasst, ihm zu trinken schafft soviel sein Herz begehrt, der wird ihn künftig ebenso leicht durch seine eigenen Laster als durch Waffengewalt überwinden.

Die Götter der Germanen (IX):

220_F_272343427_FwvBn9cHFbEp879DqdCLcWONGEiJKazPAn der Spitze der germanischen Götter steht Merkur; ihm dürfen an bestimmten Tagen sogar Menschenopfer fallen. Ihrem Mars und Herkules huldigen sie nur mit dem Blute von Thieren. Ein Theil der Sueven opfert auch der Isis. Grund und Ursprung dieser Verehrung einer fremden Gottheit ist mir räthselhaft geblieben … Die Götter zwischen vier Wänden einzusperren oder in beliebiger Menschengestalt darzustellen, entspricht im übrigen nicht der germanischen Anschauung von der Erhabenheit himmlischer Wesen. Wälder und Haine sind ihre Tempel und in die Namen ihrer Götter hüllt sich jene geheimnisvolle Macht, welche einzig in der Andacht des frommen Gedankens sich ihnen offenbart.

DSCN2669Schön, dieser alte Stil! (Der Übersetzer ist leider nicht genannt.) Die alte ägyptische Göttin Isis wurde also bei den Sueven verehrt, und wir vergessen nicht, dass die Ägypter auch Bier zubereiteten. Darum geht’s auch in dem Beitrag Brot und Bier von vor zwei Jahren, und dasselbe Foto habe ich verwendet, doch eins habe ich noch im Bestand. Es (rechts) hat mit einem Geist zu tun, doch das behalte ich für mich.

Der Hauptgott der Germanen war Odin (oder Wodan bei den Angeln und Sachsen). Er glich dem Merkur, der wiederum dem griechischen Hermes entspricht. Ob Tacitus berechtigt ist, den Gott der Germanen Merkur zu nennen, den die Römer seit 500 vor Christus verehrten, ist fragwürdig. Über den germanischen Götterhimmel können wir uns hier näher informieren. Außerdem gibt es bei manipogo zwei Artikel mit Odin: Götterdämmerung und Die neue Welt.

In meinem lateinischen Büchlein stehen im italienischen Kommentar manche interessante Fakten. Herkules, der eigentlich nur ein Halbgott war, wird später als Thor oder Donar bezeichnet; daher kommt der Donnerstag, im Englichen Thursday. Der Merkur hat dem Mittwoch (Mercredi französisch, mercoledí italienisch) Pate gestanden, während der Dienstag dem Mars gehört. Er hieß auch Tiu, und daher kommt der englische tuesday. In Italien ist es der martedí, in Frankreich der mardi, was erkennen lässt, dass der Kriegsgott dahintersteht. Der Rest ist natürlich klar: Montag für den Mond, Sonntag für die Sonne, Samstag (saturday) für den Saturn und Freitag vielleicht für die germanische Liebesgötting Freya — in romanischen Ländern denkt man an die Venus: vendredi und venerdí.

Das Buch Germania ist kurz, man kann es rasch mal lesen. Wählen wir noch zwei kurze Abschnitte:

1244-03_004Ueber minder bedeutende Angelegenheiten berathen die Häuptlinge, über die wichtigeren die Gesammtheit. Indessen auch wo dem Volke die Entscheidung zusteht, wird die Sache von den Häuptlingen durchgesprochen. Für diese Berathungen haben sie, wenn kein unerwarteter Zufall eintritt, ihre festen Tage, und zwar gelten Neumond oder Vollmond als günstigste Zeit für die Staatsgeschäfte. Der Germane rechnet aber nicht wie wir nach Tagen, sondern nach Nächten; so wird beraumt, so wird berufen; Herrscherin ist die Nacht; in ihrem Gefolge der Tag. (aus XI.)

Aber – die eheliche Sitte ist streng und sie bildet wohl die achtungswertheste Seite germanischer Zustände. Die Germanen sind fast das einzige Barbarenvolk welches sich mit Einem Weibe begnügt. Ausnahmen sind sehr selten und auch dann liegt nicht die Sinnlichkeit zu Grunde, sondern es ist die hohe Stellung eines Mannes welche ihn zum Gegenstand mehrfältiger Werbung macht. (aus XVIII)

Tacitus stellt uns nach und nach die germanischen Stämme vor und geht nach einem Art Plan vor, vom Zentrum nach Süden und dann nach Norden und Osten, aber das sollte uns nicht bekümmern: Freuen wir uns an den unglaublichen Namen für die wilden Volksstämme, von denen wir vielleicht drei oder vier einmal gehört haben mögen.

Helvetier, Aravisker, Vangionen, Triboken, Nemeter, Ubier, Bataver, Mattiaken, Chatten, Usipier, Tenkterer, Chamaver, Angrivarier, Dulgibiner, Chasuaren, Friesen, Chauken, Cherusker, Cimbern, Sueven, Semnonen, Reudigner, Avionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen, Nuithonen, Langobarden, Hermunduren, Narister, Markomanen, Quaden, Marsigner, Gotinen, Osen, Buren, Harier, Helvekonen, Manimer, Elisier, Nahanarvaler, Harier, Gothonen, Suionen, Sitonen, Peuciner, Veneter und Fennen.

Dann hat er die nordöstliche Grenze erreicht und schließt:

Weiter hinaus beginnt schon das Reich des Märchens, so die Sagen von den Hellusiern und Oxionen, welche Kopf und Antlitz von Menschen, Rumpf und Glieder von Thieren haben sollen; unverbürgte Angaben, welche ich als solche auf sich beruhen lasse.

Unten sehen wir zwei Kinder aus einem wilden Stamm, den Halloweenern. Morgen dürfen sie auftreten! Das Bild heißt HalloweenKids Singapore, und die beiden sind einfach zu süß! Ich fand es im Newsletter von Victor Zammit, der bestimmt dafür bezahlt hat und es manipogo gern überlassen würde. Leider finde ich auf seiner Seite keine Mailadresse. Ich hätte ihm gern einmal manipogo vorgestellt.

HalloweenkidsSIngapore

 

 

 

 

 

 

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