Unterwegs nach Uganda

Ich will heute gegen 12 Uhr von Frankfurt nach Istanbul fliegen und dort in einen Flieger umsteigen, der morgen früh um 4 Uhr in Entebbe landet. Mit einer Touristengruppe wollen wir eine zweiwöchige Rundreise durch Uganda antreten. Im August hatte ich das schon einmal angekündigt und Neues über Uganda berichtet, aus zweiter Hand. Da wird’s nicht oft WLAN geben, darum habe ich manipogo schon bis Anfang Dezember mit Artikeln bestückt. Nach meiner Rückkehr werde ich alles aufarbeiten. 

5256Vor 20 Jahren schrieb ich in Rom ziemlich schnell ein Buch, das dann 2007 als Mörderisches Rom veröffentlicht wurde. Ich hatte mir vorgestellt, der römische Radfahrer-Klub habe ein Pärchen aus Uganda eingeladen, um etwas Gutes zu tun. (Fahrräder und Afrika: Da hat manipogo den Beitrag Lebensverändernd.) Die beiden werden überfallen, man raubt ihnen ihr Geld; die Radfahrer holen es sich wieder zurück. Es gibt sogar einen Showdown: mit Critical Mass, und das Ende ist gut gelungen (und bleibt irgendwie offen). Das war pure Erfindung, und dass die beiden aus Uganda kamen, geschah einfach so, ohne Nachdenken.

joeSpäter  fiel mir ein, dass Joe, der am Tiberufer in einer Baracke lebte, aus Uganda war und dort früher Berufsboxer. Ich habe ihn oft besucht, einfach so, bis er dann eines Tages verschwunden war. In dem Roman kommt er vor, und Tod am Tiber habe ich ihm gewidmet: »For Joe, wherever you are«. (Links ein Foto von Joe. Damals hatte ich eine Pentax-Spiegelreflex, und so liegt es an mir, wenn die Fotos miserabel sind.)  Über die Rebellenarmee, die 20 Jahre Nordostuganda terrorisierte, erfuhr man auch etwas, und ich holte mir das Buch Gulu von Margherita D’Amico.

Dann erschien es mir wie eine Fügung, dass im benachbarten Heitersheim Tukolere Wamu Hilfsprojekte in Uganda unterhält, und als ich nun nicht mehr ins Pflegeheim musste, dachte ich mir: Fahr doch mit nach Uganda.

kulturprogrammDer Hilfsverein hat auch ein kleines Reiseunternehmen, Tugende, das Reisen nach Afrika organisiert. Es sind meist kleine Gruppen, die von Ortskundigen geführt werden. Im Januar geht es nach Benin und wieder nach Uganda, zu den Berggorillas. (Ein paar Plätze sind noch frei! Hier ist der Kontakt.)

Vergessen wir nicht, dass die ersten Funde von Knochen eines »Homo« aus Ostafrika stammen, das deshalb »die Wiege der Menschheit« genannt werden kann. In Malawi und Äthiopien fanden sich Überreste, die 2,4 Millionen Jahre alt sind.

Auf dem Gebiet des heutigen Uganda gab es viele Stämme, die nicht der Schrift kundig waren. Die größte Zone (um das heutige Kampala) hieß Buganda, die angrenzenden Regionen Ankole, Toro, Bunyoro, Lango, Teso und Busoga. 1896 wurde das Gebiet als Uganda britisches Protektorat, 1962 unabhängig und Milton Obote sein erster Präsident. Im Januar 1971 stürzte ihn jedoch durch einen Staatsstreich Idi Amin, der bis 1979 mit äußerster Grausamkeit regierte. Wikipedia schreibt: »Insgesamt zeigte sich die Weltgemeinschaft aber gegenüber den unzähligen Menschenrechtsverbrechen in Uganda verhältnismäßig gleichgültig.«

An die 300.000 Menschen sollen in diesen acht Jahren bis zu Amins Sturz gestorben sein und fast ebensoviele in den sieben Jahren danach, bis Museveni Präsident wurde. 500.000 Menschen verloren in den 20 Jahren ihr Leben, in denen die Lord’s Resistance Army im Norden Ugandas Terror ausübte und regelmäßig von Regierungstruppen bekämpft wurde. Ihr Chef war Joseph Kony, neben Amin der zweite Name mit düsterem Klang. Ihm soll 1986 der heilige Geist geraten haben, die Armee zu gründen und eine fundamental-christliche Herrschaft zu errichten, was zum Glück nicht gelang. Seine Gruppierung entführte 66.000 Kinder und bildete sie zu Soldaten aus. Zwei Millionen Menschen wurden aus dem Norden vertrieben.

1986 war auch das Jahr, in dem  Yoweri Kaguta Museveni (geboren 1944) Präsident wurde, und er ist es nach sechs Wahlsiegen immer noch. Kony, 1961 geboren, floh 2008 in den Kongo und vermutlich 2010 in den Sudan. Er wird als Kriegsverbrecher gesucht und soll vor Gericht gestellt werden. Die USA haben 4 Millionen Dollar auf seinen Kopf ausgesetzt. .

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