Zwei graue, schlaue Papageien
In dem neuen Heft Sulla telepatia (Über Telepathie) von Giulio Caratelli und Maria Luisa Felici aus Rom finden wir einen Bericht über zwei Papageien mit auffallender Sprachbegabung. Die Besitzerinnen der beiden Vögel stellten mit ihnen Versuche an und brachten die Forschung voran. Papageien plappern nicht nur nach, sondern bedienen sich korrekt menschlicher Begriffe; sie können oft auch »Gedanken lesen«.
Darauf muss man erst gebracht werden. Derartige Forschungen finden am Rand der Wissenschaften und in einer Grauzone statt, werden gern belächelt und als nebensächlich abgetan. Die deutsche Wikipedia ist besonders rigoros. Für die Forscherin Irene Maxine Pepperberg (geboren 1949, an einem 1. April!), die wir gleich vorstellen, hat sie ganze 7 Zeilen übrig (die Frau aus Brooklyn beschäftigt sich auch mit extraterrestrischer Intelligenz, damit ist sie schon unten durch); die englischsprachige Ausgabe bietet das Zehnfache, 70 Zeilen. (Die deutsche Wikipedia hasst anscheinend alles, was nach Paranormalem riecht. Dann wollen sie auch immer Geld! Von mir kriegen die keinen Pfennig!)
Irene Pepperberg arbeitete mit ihrem Graupapagei Alex, der einen Wortschatz von 200 Wörtern besaß und sie einsetzen konnte vergleichbar mit einem vierjährigen Kind. Er konnte es verstehen, wie Farben, Formen und Objekte beschrieben werden und konnte Bedeutung und Syntax auseinanderhalten, was vermuten lässt, dass Papageien untereinander über die »instinktive Kommunikation« der Tiere hinausgehen wie andere Primaten auch, etwa die Schimpansen. Pepperbergs Trainingsmethode wäre auch, wird vermutet, bei autistischen Kindern wirkungsvoll. Irene Pepperberg schrieb das Buch Alex & Me: How a Scientist and a Parrot Discovered a Hidden World of Animal Intelligence– and Formed a Deep Bond in the Process … Alex & ich: Wie eine Wissenschaftlerin die verborgene Welt der tierischen Intelligenz entdeckte und dabei ein enges Bündnis entstand. Leider starb Alex am 6. September 2007, nachdem er am Tag zuvor noch wohlauf gewesen war. Eine Autopsie fand keine Erklärung für Alex‘ Tod.
Davon beeinflusst, brachte die amerikanische Künstlerin Aimée Morgana ihrem Graupapagei N’Kisi Wörter bei. 2002 beherrschte er 700, im Jahr 2016 schon 1400. Sie und der bekannte Autor Rupert Sheldrake entwarfen eine Versuchsreihe zur telepathischen Kommunikation: Aimée saß hinter Wänden 20 Meter von ihrem Papagei entfernt und vertiefte sich in Bilder, die sie nicht kannte; und was der Papagei sprach, wurde aufgezeichnet, und Schlüsselwörter galten als Treffer. Das Ergebnis war überzufällig, anscheinend fing der Papagei auf, was in Morganas Innersten vorging. Wenn sie allerdings ein Bild »senden« wollte, klappte es nicht; N’Kisi reagierte nur, wenn sie völlig auf ein Bild konzentriert war. Auch sonst soll der Papagei manchmal beschrieben haben, was seine Besitzerin dachte, las oder betrachtete, ohne dass er es sehen hätte können. Die Arbeit mit N’Kisi fing an, als er 1997 fünf Monate alt war. Er lebt noch; Papageien können übrigens 60 bis 70 Jahre alt werden.
Caratelli/Felici schreiben in einem extra Kapitel über Hunde, die irgendwie wissen, wann ihre Besitzer heimkommen. Sheldrake schrieb darüber das Buch Dogs That Know When Their Owners Are Coming Home. Wenn man herumfragt, wird einem das von vielen bestätigt. Eine Frau im Pflegeheim kam früher von der Arbeit immer mit dem Auto heim, fuhr hoch in die Berge, und wenn sie in einen Wald 5 Kilometer entfernt von ihrem Haus kam, sprang ihr Hund auf und begab sich zur Eingangstür (wie ihre zu Hause lebende Freundin bestätigte). Auch unser Rauhaardackel Haidjer ging zur Terrassentür und setzte sich dort hin (der Store hing ihm über die Augen wie bei einer verschleierten Sphinx), lang bevor unser Vater mit dem Auto in den Weg einbog.
Dazu noch zu lesen:
Der Papagei — Anekdoten von Wissenschaftlern (2): Die Schweigsamen — Flugverkehr (34): die Sprache der Vögel