Die „Lichtfalle“, eine neue Verschwörungstheorie

Vor einem Jahr schrieb manipogo über Isabella Greenes Besuch bei Luisa. Sie erwähnte damals eine Meinung, die im Netz und den Sozialen Medien kursiert und vor dem überirdischen Licht warnt, das uns nach dem Tod einhüllt. Das sei trügerisch, sagen diese Verschwörungstheoretiker: Man wolle uns nur rasch in eine neue Reinkarnation pressen.

Schon gibt es Leute, die — etwa auf Reddit — ernsthaft andere fragen. was davon zu halten sei. Auf der Seite Medium führt die junge Ari Love in dem Artikel The Reincarnation Loop. Don’t Go Into the Light!, der vor einem Jahr und einen Tag erschienen ist, die abstruse Geschichte aus und erwähnt angebliche »Archonen«, die unseren Lebensrückblick manipulieren wollen. (Komisch, vorher konnte ich ihn lesen, und plötzlich heißt es: abonniere die Zeitschrift! Die Archonen hat sie aus der Gnosis, von der sie beeinflusst ist, doch da heißen sie Archonten.) Man will uns zu biologischen Wesen reduzieren und wieder in eine Erdumlaufbahn schicken. Makia Freeman äußert sich auf wake up world ähnlich: »Ist das weiße Licht eine Quelle des Betrugs?« Man ist fassungslos.

Das Schönste, was alle während ihrer Nahtod-Erfahrung erleben, das Licht, das hunderttausendfach Liebe spendet und uns bedingungslos akzeotiert, soll Betrug sein???? Geht nicht ins Licht! mahnt Ari Love. Ist sie noch bei Trost? Welcher dunklen Sekte gehört sie an? Bezahlt sie der CIA?

Mike Marable, der Astralreisende, sprach bei einem Interview bei Brian D. Smith von grief 2 growth ebenfalls davon. Er sagte, diese Verschwörungstheorie könnte Übles bewirken, wenn sie sich ausbreitete. Marable appellierte an alle:

Geht ins Licht! Geht einfach ins Licht!

Geh ins Licht! riet auch die Ghost Whisperin Melinda (Jennifer Love Hewitt) dem Geist, der plötzlich befreit war. Die meisten, die eine Nahtod-Erfahrung erlebten, kamen gleich ins Licht; andere saßen in einem ruhespendenden Schwarz, als sich ein kleiner Lichtpunkt zeigte, und sie wurden magisch davon angezogen. Dann wurde das Licht größer und hüllte sie ein. Das war für alle unvergleichlich. Man kann nicht anders, man muss hin. Wohin könnte man gehen, wenn man nicht ins Licht will? Das ist alles theoretisch, viele glauben ja nicht einmal an Nahtod-Erfahrungen.

Mike Marable sagte, die (hirnrissige) Theorie könnte von dem falsch interpretierten Tibetischen Totenbuch aus dem 8. Jahrhundert stammen. Da werden die ersten 6 Tage nach dem Tod abgehandelt, und an jedem Tag taucht ein anderer Gott auf. Über den zweiten Tag heißt es:

In jenem Augenblick fürchte dich nicht vor dem blendenden, funkelnden, glänzenden und klaren weißen Licht, sondern erkenne es als Weisheit. … Empfinde keine Zuneigung zu dem milden, rauchigen Licht der Höllenwesen. Dies ist der einladende Pfad deiner neurotischen Schleier … Fühle einzig Verlangen nach dem glänzenden, funkelnden, weißen Licht …

Immer wieder ist da starkes, mächtiges Licht: grün, gelb, rot. Wer es scheut und ihm ausweicht, geht einer Reinkarnation entgegen, aber auf jeder Stufe hat er/sie noch die Chance, sich zu besinnen und die vollendete Erleuchtung zu erleben; auch noch kurz bevor man Gefahr läuft, in einen Muttermund einzutreten. Wer vor dem starken Licht der guten tibetischen Götter flieht, macht alles falsch.

Die Erlösung führt dazu, ein Bodisattva zu werden, der sich nicht mehr reinkarnieren muss.

Wir treffen bei manchen Gästen von Podcasts auch die Meinung an, wir müssten dem Reinkarnationszyklus entrinnen. Sie wollen uns dann beibringen, wie das geht. Nur ein kleiner Prozentsatz der Bürger glaubt an Reinkarnation, und wir wissen gesichert wenig darüber. Und schon will man klüger sein als alle. Wie idiotisch! Warten wir doch erst einmal ab. Wer von uns könnte behaupten, derart perfekt zu sein, dass er keinen neuen Durchgang auf der Erde mehr braucht? Was ist das für eine Arroganz! Wir haben vielleicht noch Hunderte solcher Durchgänge vor uns, die nötig sind. Bis zum nächsten ist eine Menge Zeit, niemand wird uns drängen.

Niemand will uns kleinmachen. Doch diese Publikationen äußern die Meinung, die Funktionäre in der anderen Welt seien vielleicht Manipulatoren. Ach, Leute, wartet erst einmal ab. Denkt über eure Gegenwart nach. Wenn ihr diese Leute dann trefft, irgendwann, dann fällt jeder Zweifel von euch ab. Die lieben euch und wollen nur das Beste für euch — was von Funktionären auf dieser Welt man nicht immer behaupten kann.

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