Bob und die massive Wand
Noch ein Erlebnis von Bob Monroe in seinem Buch von 1971 beeindruckte mich oder besser: erschreckte mich. Du willst heim, und da ist eine Wand, scheinbar undurchlässig! Da gerätst du in Panik, ich konnte es nachvollziehen, und die glückliche Lösung war so richtig nach meinem Geschmack. Doch wir lassen das Robert Monroe selber erzählen.
Das steht in Kapitel 8, Weil es die Bibel sagt, und übersetzt haben es Jutta und Theodor Knust:
Bei einer nichtphysischen Exkursion eilte ich durch das Nichts zurück in den physischen Leib, und alles schien in bester Ordnung zu sein. Ohne etwas zu ahnen, prallte ich gegen eine massive Wand aus irgendwelchem undurchdringlichen Material. Ich war zwar nicht verletzt, aber bis ins Tiefste erschrocken. Das Material war hart und fest, riesige Stahlplatten schienen sich zu überlappen und zusammengeschweißt zu sein.
Ich versuchte durchzustoßen, doch es gelang nicht. Ich suchte aufwärts, abwärts, rechts und links. Ich war völlig überzeugt, dass mein physischer Leib hinter dieser Sperre lag. Nachdem ich, wie mir schien, eine Stunde an dieser Stahlwand gekratzt, gehämmert und geschoben hatte, betete ich. … Nichts geschah. … Ich befand mich in panischer Angst. Ich hämmerte, schrie und schluchzte. Als sich das alles als nutzlos erwies, beruhigte ich mich schließlich, weil ich erschöpft war. Ich fühlte mich verloren, lag da und ruhte mich aus, an die kalte Wand gedrückt.
Schlechte Aussichten. Monroe war mit seinem Astralleib unterwegs und wollte wieder in seinen Körper zurück, den er nicht zu lange allein lassen konnte. Da fiel ihm eine Geschichte ein …
Ein Freund und er hatten für wenig Geld ein Flugzeug gekauft. Sie holten sich Fallschirme und stiegen mit der Maschine bis auf 3000 Meter. Sie versuchten eine Rolle, weil sie ja Kunstflug üben wollten, und da geriet das Flugzeug ins Trudeln … Keine Maßnahme half, es reagierte nicht mehr auf den Steuerknüppel. Bobs Freund Bill riet, schnell auszusteigen.
Bob wollte das Flugzeug nicht verlorengeben und tat spontan das, was man beim Trudeln niemals tun sollte: Er zog den Knüppel zurück! Und die Maschine beruhigte sich. Die beiden landeten sicher.
Eine Geschichte um Milton Erickson, den berühmten Hypnosearzt, hat manipogo zu diesem Thema (Das störrische Kalb). Der Vater des kleinen Milton besaß einen Bauernhof. Ein Kalb wollte nicht in den Stall. Der Vater zog und zog von innen und bat den Sohn, von draußen zu schieben. Dieser tat genau das Gegenteil: Er zog das Tier am Schwanz. Das Kalb war verwirrt und ging in den Stall.
Das nennt man paradoxe Intervention. Auch Sigmund Freud hat es erwähnt: Etwas Unerwartetes sagen, mit dem Patienten mitgehen, wo er es nicht erwartet … oder überhaupt das Nicht-Geplante tun. Das gab Monroe einen Einfall ein …
Nur eine Richtung blieb, wenn mir mein Wissen auch entschieden sagte, es sei die falsche. Schlimmer konnte es nicht werden, wenn ich es mit ihr versuchte. Ich tat es also, und wenige Sekunden darauf war ich wieder in meinem physischen Leib, zitternd, aber sicher.
Welchen Weg hatte ich gewählt? In der Rückschau war es ganz selbstverständlich: weg von der Sperre, zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war. Warum es funktionierte, das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, was diese Sperre war.
Der italienische Mystiker und Philosoph Giordano Bruno hat, Heraklit weiterführend, den Gedanken vertreten, die Gegensätze berührten sich. Manchmal kann man exakt das Gegenteil dessen tun, was beabsichtigt war, und es funktioniert genauso! (Was Menschen wie mir mit einem Zwillings-Aszendenten nicht schwerfällt. Wir können uns nicht entscheiden und tun manchmal das Gegenteil dessen, was wir sagen.)
Bild oben: die Südost-Wand des Wieboldt-Rostone-House in Beverley Shores, Bundesstaat Illinois, Dank an Library of Congress, Wash. D.C.
Zitat aus: Robert Monroe: Der Mann mit den zwei Leben, Heyne 2005, S. 131-133.