Gottesbegegnung im Alltag
Das katholische Konradsblatt hatte die obige Überschrift am 10. Mai auf dem Titel. Unter der Rubrik Glaubenserfahrungen sollten Leserinnen und Leser ihre Erfahrungen schildern. Einige sind abgedruckt; die besten gibt manipogo wieder. Die meisten EinsenderInnen wollten anonym bleiben.
Wir hatten ja Anfang März den Anruf Gottes aus dem Konradsblatt, damit machen wir weiter. Es gibt nichts Schöneres als wahre Geschichten aus dem Leben. Eine Frau schreibt unter der Überschrift (ja, unter der Überschrift)
Ein Fax von Gott?
Gern erinnere ich mich an ein Erlebnis, das schon einige Jahre zurückliegt, bei mir aber immer noch ein leicht belustigtes »Staunen« hervorruft, wie sehr uns doch Gott in unserem Alltag nahe ist. Es war ein Nachmittag in meinem Büro, in dem ich alleine arbeitete. Es ging mir an diesem Tag wegen großer persönlicher Probleme sehr schlecht. Ich ließ meinen Emotionen freien Lauf und weinte und klagte Gott mein Leid. Plötzlich piepste mein Faxgerät. Ich habe nicht gleich nachgeschaut und so piepste es immer weiter. Als ich schließlich an das Gerät ging, traute ich meinen Augen
nicht: Es waren mehrere Meter Papier abgerollt. (Damals gab es noch Papierrollen.)
Die Seiten waren leer, aber am Ende jeder Seite stand ganz unten ein Aufdruck. Gottliebtdich. Ich war total baff und fühlte mich direkt angesprochen und auch getröstet! Obwohl es im Nachhinein eine vernünftige Erklärung für dieses Fax gab (die Person, die mir das Fax schickte, hatte diesen Text bei ihrem Faxgerät einprogrammiert, aber vergessen, die eigentliche Nachricht zu schreiben), bleibt es für mich eine ganz persönliche Botschaft von Gott an mich in dieser Situation.
Wieder eine Frau.
Wieder gesund
Mein ältester Sohn, damals 25 Jahre alt, sehr sportlich, Priesteramtskandidat, hatte sich beim Fußballspielen mit Problemjugendlichen den Knöchel gebrochen. Beim Röntgen im Krankenhaus wurde ewin schnell wachsender Tumor festgestellt. Die Ärzte sagten mir, dass er keine sechs Wochen
leben würde. Totale Verzweiflung. Ich saß dann allein in der Kirche und weinte lange. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als ob mir jemand einen warmen Mantel umlegen würde, und ich hörte deutlich die Worte: »Hab Vertrauen …« Da wurde mir klar, was ich leisten muss. Nämlich ein solches Vertrauen wie damals Petrus beim Gang auf dem Wasser. Es war keine Zusage, dass er überleben würde, nur dass es irgendwie gut werden würde, so oder so. Mein Sohn wurde in einer Spezialklinik lange mit schlimmen Chemotherapien und OPs behandelt und ist heute gesund.
Bomben auf Reben
Ich war damals fünfzehneinhalb Jahre alt. Es war fast genau auf den Tag genau vor 80 Jahren, Anfang März 1945, ein milder Frühlingstag. Meine Mutter wollte an diesem Nachmittag in die Reben unseres Freundes Albert gehen und dort die Reben biegen. Als wir darüber sprachen, kommt Nachbars Magd, die Katrin, und bittet meine Mutter, nicht dorthin zu gehen, sondern mit ihnen zu kommen. Auf ihr Drängen hin willigte Mutter ein. Das war ihre Bewahrung. Denn: Ich half meinem kranken Onkel an diesem Nachmittag, als ich auf einmal vom Elsass her sechs englische Flieger kommen sah. Ihr Ziel: die Verteidigungsanlagen außerhalb Herbolzheims. Eine dieser 48 Bomben fiel genau in das kleine Rebenstück, wohin meine Mutter wollte. Es wäre ihr sicherer Tod gewesen. Als ich sie lebend fand, war ich der glücklichste Mensch.
Das schrieb Bernhard Nunn aus Bötzingen.
Und hübsch eine kleine Erzählung in der Empirischen Jenseitsforschung von Franz Dschulnigg: Ein junges Mädchen erzählte davon, wie ihre Mutter und sie den kleinen todkranken Kater Angie weinend zur Tierärztin fuhren, die ihn einschläfern sollte. Sie warteten also, das Tier wurde auf eine Metallpritsche gelegt und erst einmal betäubt, und dem Mädchen liefen die Tränen nur so hinunter. Plötzlich hatte sie das Gefühl, jemand wische ihr die Tränen ab, sie fühlte sich im Frieden, alles war still und es gab keine Zeit mehr. Und es sah einen weiblichen Engel, der den Kater auf Armen trug, und der Kater sah jung aus und zeigte seine hellblauen Augen.
»Sie haben Angie abgeholt!« sagte sie triumphierend zu ihrer Mutter, die aber nicht darauf reagierte und auch noch den Körper streichelte, bevor sie ihn in die Erde senkten. Doch das Mädchen wusste, dass es nur mehr ein Objekt und Angie abgereist war und dass es ihm gut ging.