Quantum Visions
Erst vor 6 Tagen war der Artikel Künstlernamen?! Darin hatte ich ja eine Ausstellung in Münchenstein über die Quanten erwähnt. Da wollte ich hin. Und da war ich auch, schon vor 3 Wochen, auf dem Weg nach Zürich. Sie dauert im Haus der Elektronischen Künste (HEK) noch bis 16. November. Dieses Haus ist gar nicht weit vom Basler Bahnhof SBB. Ich wollte mich da lange umtun, blieb aber nur 15 Minuten.
Die Ausstellung Quantum Visions – Erkundungen des Unbestimmten gibt es in einem kleinen Saal mit Säulen zu sehen. Er ist größer als ein Raum und kleiner als eine Halle und mit Ecken und Kanten versehen. Im Begleitblatt heißt es:
Früher galt die Realität als stabil und berechenbar. Heute jedoch wissen wir: Das Universum ist ein Quantenraum –voller Mehrdeutigkeiten und Zufälle. Mit der Ausstellung »Quantum Visions – Erkundungen des Unbestimmten« widmen wir uns diesem Raum der Möglichkeiten.
Das heißt: Alles ist möglich. Hier dreht sich was, dort flimmert was, in einem extra Raum rotiert was. Die Künstler haben im Begleitheft genau erläutert, was ihr Plan war und was sie sich dabei gedacht hatten. Ich hatte keine Lust, das zu lesen. Es war alles nicht evident und weckte auch nicht viel Neugierde bei mir. Ich irrte umher, landete bei einem Tisch mit Büchern über Quantenphysik und Interviews mit Physikern. Aber nichts zog mich an, nichts interessierte mich, ich fand’s beliebig.
Das ist natürlich schrecklich ungerecht. Aber ich schreibe nicht für eine Zeitung und gebe nur meinen subjektiven Eindruck wieder, und der sagte mir: Moderne Kunst bietet anscheinend nicht viel außer schöner Worte und farblichem Klimbim. Quantenphysik ist schwierig, vielleicht ist sie gar nicht darstellbar. Mir jedenfalls fehlte die Geduld, ich ging also ins Café.
Vielleicht gelingt es mir ja, noch in diesem Jahr eine Serie über die Quantenphysik zu schreiben, die exakt vor 100 Jahren zur Vollendung gelangte. In der Technik ist sie von Belang, die weltanschaulichen Implikationen indessen gerieten ins Hintertreffen, weil jene Welt aus derart kleinen Teilchen besteht, dass wir nicht wahrnehmen können, welche verrückten Dinge dort möglich sind. Unsere Materie-Welt reagiert währenddessen wie gewohnt. Doch unsere Materie besteht aus sehr viel Raum und auf der Mikro-Ebene eben aus Quanten. Teilchen können auch Wellen sein, können auch zurück in der Zeit reisen, und Elektronen sind keine Dinge, sie haben keinen Ort, bis man sie misst. Die größte Erkenntnis: Das Bewusstsein des Menschen ist entscheidend. Es gibt keine Welt außerhalb unseres Bewusstseins. Was wir sehen, ist nicht die Welt, wie sie wirklich ist. (Doch das wusste Kant auch schon.)
Am schönsten fand ich noch den folgenden Spruch:
Das ist von Karen Barad, einer feministischen Physikerin. Sie behandelt die Verschränkung, das Quanten-Etanglement. Zwei Teilchen, die sich zusammengekoppelt haben, können Lichtjahre entfernt sein, und wenn man den Spin des einen misst, kennt man sogleich den Spin (Drehrichtung) des anderen. Das Zitat stößt uns mit der Nase wieder auf die Grundtatsachen des Lebens: Mann/Frau, Freund/Fremder, Sympathie und Verschwisterung. Damit regt die Physik zur Nächstenliebe an. Das ist schon was.
Am besten selber in die Ausstellung gehen!


