„Geister“ im Basler Kunstmuseum

Und noch einmal Kunst. Bis 8. März dauert die Ausstellung Geister. Dem Übernatürlichen auf der Spur im Basler Kunstmuseum (St. Alban-Graben). Da hat man großartige Werke zusammengetragen (William Blake ist dabei!) und präsentiert sie dem Publikum. Doch wenn ich den Artikel in der Badischen Zeitung hierzu lese, wird mir schlecht. Denn in ihm steht, was die Kunstwelt von Geistern hält. Nämlich nichts.

Dieser Artikel ist ein typisches Produkt der Presse. Die Überschrift soll Interesse wecken; eine Paradoxie macht sich immer gut: Die Normalität des Unerklärlichen. Keine Ahnung, was das heißen soll. Doch der erste Satz (Michael Baas hat den Artikel geschrieben) sagt alles:

Geister existieren heute in der Phantasie oder als Fall für die Psychiatrie. 

Da hat man sie schnell weggesperrt. Wer Geister sieht, ist entweder betrunken, bekifft oder verrückt. Oder ist Künstler, denen verzeiht man alles. Was ist der Hintergedanke?

Den roten Faden … bietet die Annahme, dass Geister Chiffren sind für Vergangenes und Verdrängtes, das wiederkehrt, für Traumata, die nachhallen.

Und Andreas Fischer, Direktor des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie (Gratuliere, Andreas! Das freut mich sehr!) hält Geister für eine »anthropologische Matrix« und eine »Metapher für Ängste«.

Ausschnitt eines Bildes von William Blake

In der dünnen Luft der Abstraktion sind die Geister gut aufgehoben, denken sich die klugen Kunst-Exegeten. Ein wenig herumpsychologisieren, und schon sind die Geister hinausexorziert. Sie stehen für etwas Anderes, haben also keine echte Existenz. Das mag für Geister in der Kunst zutreffen, doch wenn das so ist, muss man es sagen.Das klingt so ähnlich wie in einer Ausstellung in Leverkusen im Herbst 2012 (Zeitgespenster, Link unten), Die Kunstszene ist sich einig.

So viele Tausend Menschen haben Geister gesehen! Es gibt sie!

Inwiefern wäre meine Mutti, wenn ich sie mal sähe, eine Metapher? Oder ich ein Opfer meiner Phantasie? »Dem Übernatürlichen auf der Spur« (der Untertitel) ist nur eine Leerformel. Übernatürlich macht sich immer gut, Worte kosten nichts.

Die Geister waren nach 20 Jahren wohl wieder mal dran, um die ermattete Öffentlichkeit etwas anzufixen. Sie werden von der Konsumwelt vereinnahmt, und man gibt sich keine Mühe, sie irgendwie mit Leben zu füllen. Ein wenig Gänsehaut, ein wenig Kitzel reicht. Alles wie bei Instagram.

 

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