Ein Wunder in Müllheim
Mein Freund Winnie soll neulich zu Hause verkündet haben, es sei »ein Wunder« geschehen. Wenn er das sagt, muss sich schon Außerordentliches ereignet haben, denn Winnie ist Unternehmer und glaubt ans Geld und dass, wenn ein Fahrrad nicht funktioniert, der Fehler rational erklärbar ist.
Folgendes war geschehen: Winnie hatte das Rad eines Kunden mühevoll hergerichtet, mit neuer Kurbel und Tretlager und Kette und Kassette (glaube ich), doch dann … trat ein scharrendes Geräusch auf. Das kam ihm bekannt vor. Die Details tun nichts zur Sache, aber wie er es erzählte, fehlte an entscheidender Stelle ein winzig kleines, meist blaues Teil, das fast nicht einzeln zu bekommen ist. Es war zum Verzweifeln! Er müsste alles noch einmal ausbauen und ein Set mit dem kleinen blauen Teil bestellen.
Dann zog Winnie, ohne sich etwas dabei zu denken, eine seiner vielen kleinen Schubladen auf … und darin lag das ersehnte kleine blaue Teil! Er war wie vom Donner gerührt. Nicht nur wusste er nicht, dass er es vorrätig hatte, aber dass es gerade in einer willkürlich herausgezogenen Schublade war, verführte ihn zu der Aussage, ein Wunder sei geschehen.
In dem Buch Coincidences von Brian Inglis fand ich die hübsche Geschichte von Paul (nennen wir ihn so, ich finde die Stelle nicht und erinnere mich nur), der unterwegs war in Sheffield, unterwegs zu einer Arbeit, für die er dringend einen Hammer brauchte, den er nicht dabei hatte. Pech. Er musste keinen kaufen, denn plötzlich fiel ein Objekt vom Himmel und lag vor ihm: ein Hammer! Er war vermutlich jemandem entglitten, der in der zweiten Etage eines Hauses gearbeitet hatte, doch es wirkte wie eine Wunscherfüllung.
Ich habe auf manipogo auch über ein Fundstück berichtet, das genau ein Stück war, das mir fehlte, und auch da ging’s um das Rad, und ich war gerade von Winnie gekommen, der vielleicht, ohne es zu wissen, paranormale Gaben besitzt! Und dass man ein Buch aufschlägt und der Satz, den man liest, genau das widergibt, was einen bewegt, gehört dazu. Dass man ein dringend gesuchtes Zitat zufällig findet. Das ist das Wirken des »Bibliothekenengels«.
Schön aber, wenn ein skeptisch gestimmter Mensch (skeptisch im Sinne: nicht glaubend an paranormale Ereignisse) so ein Erlebnis hat. Das vergisst man nicht. Es ist wie ein Geschenk, wie ein kurzer Einblick in das Gewebe eines manchmal perfekt organisierten Universums, das einem entgegen kommt, wenn man die Kontrolle aufgibt und Es handeln lässt, sein inneres Wissen, sein Höheres Selbst.