Liebesgedichte (aus aller Welt)
Solche Sammlungen gibt es: Liebesgedichte aus aller Welt. Wer sowas liest? Weiß ich nicht. Man kann’s nicht runterlesen, nur mal reinschauen. Du suehst, was andere empfunden haben, welche Sensibilität möglich ist. Das streift das Religiöse.
Die Liebe unter Menschen ist ein Sonderfall des Religiösen. Man liebt einen Menschen und betet ihn an. Man will ihn immerzu betrachten und nie mehr von ihm getrennt sein. Es gibt glückliche Liebesgeschichten. Durch diesen Menschen ist irgendwie Gott in unser Leben getreten, unsere Liebe wird geweckt.
Verliebtsein ist schön, weil es uns aufschließt für eine Liebe zu ALLEN Menschen und zum ganzen Leben. Im Einzelfall mag es schiefgehen, man packt es falsch an, weil man etwas will; das Besitzenwollen steckt dahineter und verzerrt alles, wie Geld alles verdirbt. Kann ja sein, dass beide dasselbe wollen, dann ist es einfach.
Sturm
Im Lied des Windes draußen
Rauscht Sturmespeitschen, Todeshauch,
Es klagt der graue Strand,
Ach, Liebling, mich erschrecken
Deine Augen sturmverdunkelt,
Wie Feuer lodert wild dein Blut.
Beschirme mich!
Ein Schrei ertönt vom nahen Schilf.
Ein Vogel irrt in dunkler Nacht.
Er sucht vielleicht die Seinen
So such ich deine Seele jetzt,
Das will ich,
Im Windesbrausen küss ich sie!
(Kairi Vala, Finnland, 1901-1944)
Ruderlied
Der Herbstwind weht,
Die Wolken fliehen,
Das Feld gemäht,
Wildgänse ziehen.
Schau, Chrysanthem
Und Herbstzeitlose,
Wenn sie doch käm,
Die junge Rose.
Den Huën-Fluss
Durchfliegt mein Nachen.
Beim Rudern muss
Dies Lied ich machen.
Heiß war die Lust,
Das Leid ist kälter.
Auch meine Brust
Wird still und kälter.
(Kaiser Wuti, China, 186-140 v. Chr.)
In dem Park, wo zu zweit
Mit der Liebsten gemeinsam
Wir einst Bäumchen gesetzt,
Wie erheben sich hoch,
Wie verzweigt sind die Bäume.
(Otomo Tabito, Japan, 665-731)
Wenn, hoch zum Himmel meinen Blick erhoben,
Ich diesen jungen Mond erblicke,
Steht die geschwungene Augenbraue auf
Derjenigen, der nur einzigsmal
Ich hier begegnen durfte.
(Yakamochi, 746-785)
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