Die Hölle bei Swedenborg
Unlängst erzählte Raymond O’Brien einer faszinierten Luisa von seinen Todeserfahrungen (durch mehrmaligen Herzstillstand), von denen ihn eine ins Paradies trug mit schmeichelweichem Wind, die andere jedoch in ein Stadion, in dem alles grau war und durch das ein bösartiger Wind pfiff. War das ein Vorgeschmack der Hölle? Die Hölle selbst? Gibt es sie? Höllische Todeserfahrungen hat es immer gegeben.
Ich hatte nicht mehr an sie gedacht. Die Zeugen sprechen natürlich nur von beglückenden Erfahrungen in der anderen Welt … negative werden gern verschwiegen, denn dann denken die Leute gleich: Wird es schon verdient haben! Das führte dazu, dass erst 1985 Margot Grey in einem Buch die höllischen Todeserfahrungen thematisierte und sie auf 12 Prozent von allen bezifferte. Es gibt das Böse hier, und dementsprechend gibt es auch dort düstere Bezirke, wie uns Frederick Sculthorp schilderte und wie aus dem Beitrag Die Astralwelt (2) klar wird.
Ein Endgericht wird in der Offenbarung erwähnt, der Koran lässt es nicht an vielen Drohungen fehlen, die Verstockten kämen ins Feuer auf ewig, und Dante Alighieri malte die Höllenbereiche in seiner Göttlichen Komödie geradezu genüsslich aus; Judas, der Jesus verriet, saß im innersten Höllenkreis. Von Hitler konnte Dante noch nichts wissen..
Der nächste wichtige Berichterstatter, Emanuel Swedenborg (1688-1772), unterredete sich 13 Jahre lang mit Engeln und wurde von ihnen in den Jenseitszonen umhergeführt. Das kann man glauben, finde ich. In seinem Buch Himmel und Hölle (400 Seiten) schreibt er Folgendes:
586. Es wurde mir auch gegeben, in die Höllen hineinzublicken und zu sehen, wie sie inwendig beschaffen sind, denn wenn es dem Herrn gefällt, kann der Geist und Engel, der oberhalb ist, mit seiner Sehkraft, unaufgehalten durch die Bedeckungen, bis ins Unterste hinabdringen und schauen, wie es beschaffen ist; so wurde denn auch mir gegeben, in dieselben hineinzusehen: einige Höhlen erschienen dem Auge wie Höhlen und Grotten in Felsen, die nach innen und von da auch schräg oder gerade abwärts in die Tiefe gingen.
Einige Höhlen erschienen dem Auge wie Schlupfwinkel und Höhlen, dergleichen die wilden Tiere in den Wäldern haben; einige glichen den ausgesprengten Stollen und Gängen, wie sie in den Bergwerken sind, mit Schächten gegen die unteren Teile zu; die meisten Höllen sind dreifach abgeteilt: der obere Teil sieht inwendig finster aus, weil sie dort im Falschen des Bösen sind, der untere aber erscheint feurig, weil sie dort im Bösen selbst sind; denn die Finsternis entspricht dem Falschen des Bösen und das Feuer dem Bösen selbst; in den tieferen Höllen sind nämlich die, welche mehr inwendig aus dem Bösen gehandelt haben, in den weniger tiefen aber die, welche mehr auswendig, das heißt aus dem Falschen des Bösen [handelten].
In einigen Höllen erscheinen wie Trümmer von abgebrannten Häusern und Städten, in denen höllische Geister wohnen und sich verbergen. In den milderen Höllen zeigen sich wie elende Hütten, hie und da zusammenhängend wie eine Stadt mit Straßen und Gassen; im Inneren der Häuser sind da höllische Geister und unter ihnen unablässige Zänkereien, Feindseligkeiten, Schlägereien und Zerfleischungen; auf den Gassen und Straßen Raub und Plünderung. In einigen Höllen sind lauter Dirnenhäuser, welche garstig anzusehen und mit allen Arten von Schmutz und Auswurf erfüllt sind. Es gibt da auch dunkle Waldungen, in denen die höllischen Geister wie wilde Tiere herumschweifen, und in diesen sind auch unterirdische Höhlen, in welche diejenigen fliehen, die von anderen verfolgt werden.
Es gibt ferner wüste Gegenden, wo nichts als Unfruchtbares und Sandiges ist, und hie und da rauhe Felsen, in denen sich Höhlen befinden, und hin und wieder auch Hütten sind; in diese wüsten Gegenden werden aus den Höllen diejenigen ausgeworfen, die das Äußerste erstanden haben, besonders die, welche in der Welt in Erfindung und Ausführung von Kunstgriffen und Ränken schlauer als die übrigen gewesen waren; ihr Letztes ist ein solches Leben.
Swedenborg hatte zwar den Eindruck, jemand würde hinabgestürzt in die Hölle, doch er berichtigte sich:
Wer das Böse will und liebt in der Welt, der will und liebt es auch im anderen Leben und lässt sich dann nicht mehr davon abbringen; daher kommt, daß der Mensch, der im Bösen ist, an die Hölle gekettet ist und auch wirklich seinem Geist nach daselbst ist und nach dem Tode nichts sehnlicher wünscht, als dort zu sein, wo sein Böses ist; weshalb denn der Mensch nach dem Tode sich selbst in die Hölle stürzt, und nicht der Herr.
Die bösen Geister sehen nur die Wege, die in die Hölle führen; die anderen sehen sie nicht. Sie leben schon zu Lebzeiten in ihrer Hölle, ohne es zu ahnen. Es sind dies die Menschen mit niedriger Schwingung, könnten wir sagen, und Swedenborg unterlässt es nicht zu bemerken, dass sie versuchen können, in himmlische Bezirke zu gelangen; doch sie ertragen die Luft dort nicht, ringen nach Atem und fallen wie tot nieder (obwohl sie ja schon tot sind). Himmel und Hölle sind vielgestaltig und eigentlich Zustände; es gibt so viele individuelle Höllen, wie es Böse gibt. Gibt es auch Hoffnung? Machen wir morgen weiter.