Der Mensch, ein Wanderer

Bruce Chatwin, der Wanderer durch Australien auf der Spur der Songlines, hat in seinen Notizbüchern schöne Aussagen zusammengetragen, die den Menschen als geborenen Pilger zeigen. Er ist immer auf dem Weg. Da braucht es gar nicht viel Kommentar. 

Chatwin (1940-1989) hat in Traumpfade (The Songlines) aus seinen Notizbüchern zitiert und lockert damit seine Australien-Reise etwas auf.

IMG_3064Er war ein großer Wanderer, Oh! Ein erstaunlicher Wanderer, mit offenem Mantel, einem kleinen Fes auf dem Kopf , ungeachtet der Sonne.
(Righas, über Rimbaud in Äthiopien)

Verlieren Sie vor allem nicht die Lust dazu, zu gehen; ich laufe mir jeden Tag das tägliche Wohlbefinden an und entlaufe so jeder Krankheit; ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen, und ich kenne keinen, der so schwer wäre, dass man ihn nicht beim Gehen loswürde …
(Sören Kierkegaard, Brief an Jette, 1847)

Es ist gut, Dinge zu sammeln, aber es ist besser, spazierenzugehen.
(Anatol France)

Sinnlos ist es, den Wanderer
um Rat beim Hausbau zu fragen.
Das Haus wirde nie fertig werden.
(Buch der Oden, China)

IMG_9554Indem er sein ganzes Leben damit verbracht habe, die Songline seiner Ahnen zu wandern und zu singen, sei ein Mensch schließlich der Weg, der Ahne und das Land geworden.
(Arkady)

Der weglose Weg, auf dem sich Gottes Söhne verirren und gleichermaßen finden.
(Meister Eckhart)

Im frühen Christentum gab es zwei Arten von Pilgerreisen: »für Gott wandern« (ambulare pro Deo), nach dem Vorbild Christi oder Vater Abraham … Die zweite war die »Pilgerreise als Bestrafung«: dabei wurde von den »enormer Verbrechen« für schuldig befundenen Verbrechern … verlangt, die Rolle des wandernden Bettlers zu übernehmen … und auf der Straße ihr Heil zu suchen.

Das Leben ist eine Brücke. Gehe über sie hinweg, aber baue kein Haus darauf.
(Indisches Sprichwort)

Du kannst nicht auf dem Pfad gehen, bevor du nicht der Pfad selbst geworden bist.
(Gautama Buddha)

Geht weiter!
(Buddhas letztes Wort an seine Schüler)

IMG_1199Der Tradition der Pyramide steht die Tradition des Lagerfeuers gegenüber.
(Martin Buber, Moses)

Und niemand hat sein Grab erfahren bis auf den heutigen Tag.
(Deuteronomium, 54,6)

»Travel«: das gleiche Wort wie »travail« — »körperliche oder geistige Arbeit«, »Strapaze, besonders schmerzvoller und grausamer Art«, »Anstrengung«, »Mühsal«, »Leiden«. Eine »Reise«.

Die Hirtenvölker sind dem Gutsein näher als seßhafte Völker, weil sie dem Urzustand näher sind und ferner von den üblen Gewohnheiten, die die Herzen der Seßhaften verdorben haben.
(Ibn Chaldun)

Alles in allem gibt es nur zwei Arten von Menschen auf der Welt — solche, die zu Hause bleiben, und solche, die es nicht tun.
(Rudyard Kipling)

Ein Merkmal der Menschen des Goldenen Zeitalters: sie werden immer als Nomaden erinnert.

Den Buschmännern, die riesige Entfernungen in der Kalahari-Wüste zurücklegen, ist der Gedanke an das Überleben der Seele in einer anderen Welt fremd. »Wenn wir sterben, sterben wir«, sagen sie. »Der Wind verweht unsere Fußspuren, und das ist unser Ende.«

Träge, seßhafte Völker wie die alten Ägypter — mit ihrer Vorstellung von einer Reise durch das Schilfgras nach dem Tod — projizieren die Reisen in die nächste Welt, die sie in der hiesigen nicht gemacht haben.

 

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