Petrus am Himmelstor
Und noch ein Letztes zur Religion. Mir fiel ein Buch mit Witzen über Petrus in die Hände, und ein paar daraus sind gar nicht schlecht. Das ist eine alte Geschichte: Petrus steht dort oben und betrachtet die Ankommenden. Darf er oder sie hinein? In manchem Witz steckt Wahrheit drin, und ich glaube, die besten habe ich gefunden.
Wir wissen zwar, dass es den Himmel nicht so gibt, wie die Christen ihn sich vorstellen. Doch Abstufungen nach »oben« und »unten« existieren; die Anführungszeichen heißen, dass die höheren Regionen nicht unbedingt irgendwo oben sein müssen. Die Verstorbenen gelangen auf Ebene 3, und jeder findet seinen Platz je nach den geistigen Schwingungen, die er/sie mitbringt. Es gibt dann energetisch eine Schwelle zu den vergeistigten Zonen, etwa zu Nummer 4, Summerland. Da kommt man nicht so einfach hin. Die materialistischen oder gar grausamen Personen finden sich in der unteren Astralebene wieder, aus der es aber immer einen Ausweg gibt.
Für einfachere Gemüter erfand man das Märchen vom bärtigen Petrus, der das Himmelstor bewacht. Er ist der Oberste Türhüter. Da es eine rein weltliche Geschichte ist, hat kaum ein mittelalterlicher Maler das Motiv dargestellt. Trotzdem: hinein!
»Es gibt auf Erden wohl kaum einen Patienten«, sagte der Arzt, »der sich über mich beschweren könnte.«
»Auf Erden wohl nicht«, erwiderte Petrus. »Aber hier im Himmel desto mehr!«
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Vor der Himmelspforte herrschte mal wieder Massenandrang. Viele Tausende von Anwärtern begehrten zur gleichen Zeit Einlass. Da sie aus den verschiedensten Erdteilen kamen, begannen sie zu streiten und zu drängeln, und jeder glaubte, dass seine Religion die beste sei und er deshalb bevorzugt abgefertigt werden müsste.
Petrus, der das unwürdige Gehabe durch seine Luke beobachtet hatte und deshalb erbost war, ließ die Ungeduldigen unabgefertigt warten.
Viele Stunden vergingen, und die Wartenden wurden müde, hungrig und begannen zu frieren. Plötzlich, in ihrer Verzweiflung, begannen sie zu singen: »Wir glauben alle an einen Gott!«
»Na endlich, ihr Idioten«, sagte Petrus und öffnete das Tor.
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Ein Unternehmer, der viele Arbeiter und Angestellte beschäftigte, begehrte Einlass in den Himmel. Petrus fragte ihn nach seiner Lebensweise.
Der Mann erwiderte selbstgefällig:
»Ich habe mir immer gesagt: Lebe so, als sei jeder Tag dein letzter. Habe ich damit nicht recht getan?«
»Im Prinzip ja«, meinte Petrus. »Aber besser wäre gewesen, deine Lebensregel hätte gelautet: Behandle jeden Mitmenschen so, als sei es sein letzter Tag.«
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Pfarrer Hintermoser, der recht selbstherrlich in seiner niederbayerischen Gemeinde regiert hatte, war schwer erkrankt. Da stündlich mit seinem Ableben gerechnet werden musste, wurde vor dem Pfarrhaus eine Tafel angebracht, auf der die Gemeindemitglieder über das Befinden ihres Hirten unterrichtet wurden. …
7 Uhr abends: ›Der Zustand von Pfarrer Hintermoser ist besorgniserregend.‹
8 Uhr abends: ›Das Befinden des Patienten hat sich etwas gebessert.‹
9 Uhr abends: ›Der Arzt hat leider eine Verschlimmerung festgestellt, die Schlimmstes befürchten lässt.‹
Um 10 Uhr abends wurde schließlich ein schwarzumrandeter Zettel an die Tafel geheftet, auf der stand:
›Unser Pfarrer Hintermoser hat das irdische Jammertal verlassen und ist gen Himmel gefahren.‹
Am nächsten Morgen entdeckten die Gemeindemitglieder zu ihrem Erstaunen einen Zusatzzettel, der in der Nacht heimlich von einem Witzbold angebracht worden war. Auf ihm stand:
Im Himmel. 7 Uhr morgens.
›Hier große Bestürzung. Pfarrer Hintermoser ist nicht angekommen.‹
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»Ich hüllte mich stets in meine Tugend ein«, sagte eine junge Frau.
»Dann warst du aber sehr leicht bekleidet«, erwiderte Petrus.
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Ein höherer Funktionär aus einem der Ostblockstaaten sucht mit einem dialektischen Manöver Eingang in den Himmel zu bekommen. Er behauptete, Kommunist und Christ zugleich gewesen zu sein. Das eine schließe ja das andere nicht aus.
»Als Christ war ich zwar gläubig, aber nicht praktizierend. Und als Kommunist war ich zwar praktizierend, aber nicht gläubig. Wie lautet mein Urteil?«
»Ganz einfach«, entscheidet Petrus. »Für deinen Glauben hast du an sich den Himmel verdient, praktisch aber kommt für solchen Opportunismus nur die Hölle in Frage.«
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Eine alte Bäuerin wird von Petrus ins Gebet genommen und nach allen Regeln der Kunst verhört. Zum Schluss meinte die Alte:
»Du hast mich nach so vielen unbekannten Sünden gefragt, Petrus, dass ich jetzt fast glaube, ich habe auf Erden wirklich allerlei versäumt.«
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»Kommen auch Juden und Neger in den Himmel?« wollte einer von Petrus wissen.
»Wer solche Fragen stellt«, erwiderte Petrus finster, »kommt bestimmt nicht hierher!«
(Aus: Petrus — anekdotisch. Hg: Wolfgang W. Parth. Kindler Verlag München, 1969.)
Dieser Beitrag ist bei manipogo Nummer 3333. Der dreitausenddreihundertdreiunddreißigste. Einmal habe ich ein Buch geschrieben, das 333 Seiten hatte (Radsport furios). Und die Bahn für Radfahrer ist 333,33 Meter lang. Das ist nicht wichtig, aber schön.
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