Die griechische Hochzeit, früher

Manche erinnert sich vielleicht noch an die Komödie My Big Fat Greek Wedding, die vor 20 Jahren international ein Erfolg wurde. Sie spielte unter Griechen in den USA. — Das 100 Seiten lange Buch Die Hochzeit von 1975 zeigt uns das dörfliche Griechenland nach dem Krieg. Das ist anders.

Die Autorin Wása Solomú Xanthaki, über die nichts bekannt ist, schreibt im Vorwort, sie habe ein volkskundliches Buch schreiben wollen, doch es sei ihr zu einem Rechenschaftsbericht geworden, den sie vor den Frauen ihres Dorfes ablege, die »uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind«. Es seien

Frauen von 1975, gebildet und engagiert, die ihr Schicksal nicht einfach mehr hinnehmen. Mit der Geduld von Bergleuten fördern wir die Kohle unserer Zeit zutage, nämlich die Voraussetzungen für ein lebenswertes Leben voller Freundlichkeit und Wärme …

Vathia Mani, irgendwo in Griechenland

Männer stören dabei. Mit ihrer grenzenlosen Macht haben sie Generationen von Griechinnen in Verzweiflung gestürzt. Dieses Buch, das der Fischer-Verlag als Novelle bezeichnet (weil es so kurz ist), zeigt, was Literatur ist und vermag. Die Autorin lässt Enáki erzählen, und es ist wohl ihre eigene Geschichte. Es ist für sie eine Befreiung, sie erzählt zu haben, und sie diente vielleicht damals (vor 50 Jahren) anderen als Beispiel.

Die 1970-er Jahre waren Jahre des Aufbruchs für die Frau, und der Zeitgeist der Moderne erfasste danach auch Griechenland., das ein europäisches Land ist wie andere. Dafür leiden im Augenblick die Frauen Afghanistans sehr. Die Taliban-Regierung, vor 3 Jahren (wieder) an die Macht gekommen, verwehrt ihnen die Schulbildung und möchte sie in die Häuser einschließen. Eine engstirnige, frauenfeindliche Interpretation des Koran wirft das Land 1000 Jahre zurück. Kann die Weltgemeinschaft etwas dagegen tun?

Aber kurz die Geschichte von Die Hochzeit. Lenákis Mutter stirbt jung, die die Kinder immer vor dem trunksüchtigen Vater beschützt hat. Nun bricht eine düstere Zeit an. Der Vater vertrinkt alles Geld, auch ihr Bruder wendet sich gegen Lenáki, die mit 16 Jahren einem Bauern zur Frau gegeben wird. Die Hochzeitsfeier wird natürlich eingehend geschildert.

Lenáki hat keine Ahnung vom Eheleben und wähnt, in der Hochzeitsnacht wollte der Mann sie ermorden. Nikólas ist eigentlich ein guter Mann. Das Paar bekommt drei Kinder. Doch etwas stimmt nicht. Paraskewúla, die Tochter, war taubstumm, und auch Achilleas hatte Probleme beim Sprechen. Der Arzt führte es auf den grassierenden Alkoholimus zurück. Lenáki:

Seit diesem Tag richtete mein Mann kein freundliches Wort mehr an mich.

Der kleine Sohn Kleanthis stirbt jung. Lenáki kommt kaum darüber hinweg. Endlich fällt sie eine Entscheidung: wegzugehen mit den beiden Kindern. Sie knöpft sich Nikolas vor. Er solle sich setzen. Sie sagt ihm, sie werde ihn verlassen. Sie finde nichts Böses an sich und habe ihn auch nie schlecht behandelt. Sie schließt:

Ich betrachte dich nicht mehr als meinen Mann, und ich kenne dich auch nicht mehr. Ich werde meinen Mädchennamen annehmen und mit den zwei Kindern weggehen.

Da lenkt Nikólas ein und wird ganz klein. Sie solle nicht weggehen, er werde sich bessern, er bereue, was er getan … Sie würden andere Kinder haben.

Später kommt noch Anastásia zur Welt, sie lann sprechen und wird Taubstummenlehrerin. Eine wahre Geschichte. Lenáki denkt auch:

Mag sein, dass Gott uns zu dem Bewusstsein verhilft, wie wir gleichberechtigt und gerecht miteinander umgehen sollen und dass das von uns abhängt und nicht von ihm.

Sie träumte auch von dem geliebten Kleanthis.

Er war groß geworden, trug lange Hosen und einen schwarzen breiten Stoffgürtel um den Hals geschlungen, weil es windig war. Er mahlte Gerste für die kranke weiße Stute. 

Die Welt verändere sich. Ihre letzten Sätze:

Besser werden zu wollen ist auf jeden Fall keine vergebliche Mühe, beim Dreschen, beim Bildhauern, beiom Denken. Der Strom des Lebens trägt alles für uns mit, Gutes und Schlechtes, auch wenn wir annehmen, es sei verlorengegangen. 

 

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