Nosso Lar, unser Heim
Der brasilianische Jenseits-Film Nosso Lar ist von 2010 und war (zumindest in Brasilien) ein voller Erfolg. Vor einem Jahr ist die Fortsetzung erschienen, Nosso Lar / Astral City 2. 14 Jahre später! Ich weiß eigentlich nicht, wie ich über ihn sprechen soll, aber zu Weihnachten muss es exakt dieser Film sein. Für westliche Zuschauer ist er nicht so passsend, aber er ist getragen von Pathos und Emotionen. Und: die Liebe!
Der Regisseur heißt Wagner de Assis, ist 1971 in Rio de Janeiro geboren, hat auch den ersten Teil gedreht und in den 14 Jahren bis zur Fortsetzung einen über das Leben Allan Kardecs und noch zwei weitere Spielfilme mit spiritistischem Hintergrund. Wir wissen vielleicht, dass der Franzose Allan Kardec (eigentlich Hippolyte de Rivail) oft mit einem jungen französischen Medium zusammensaß und mit seinem Buch der Geister sowie einem anderen das Fundament für den brasilianischen Spiritismus legte, der eine regelrechte Religion ist und nichts Gefährliches. Man nimmt Geister ernst und glaubt an ein Leben nach diesem Leben.
Nosso Lar (Unser Heim) ist ein Buch von Chico Xavier (1910-2002), der in seinem langen Leben Hunderte Bücher geschrieben hat, meist auf Diktat eines Geistwesens. Die meisten darin erwähnten Informationen ließen sich bestätigen. André Luiz, die Hauptperson des Romans, ist ein Pseudonym. Erst 1993 kam heraus, dass es sich vermutlich um den Arzt Carlos Chagas aus Rio de Janeiro handelte, der 1879 geboren wurde und 1934 starb. Ab 1943 diktierte er Chico 13 Werke, und Nosso Lar wurde bekannt.
Der erste Film von 2010 zeigt Luiz‘ Ankunft im Jenseits und seine Arbeit dort, und er darf sogar seine Familie besuchen. Der Film kostete 12 Millionen Dollar und soll der teuerste brasilianische Film aller Zeiten gewesen sein. Eingespielt hat er 25 Millionen. Leider ist er ziemlich langweilig (er ist sogar auf Deutsch auf Youtube zu sehen!). Die andere Welt ist zu irdisch dargestellt, es gibt viel große Gefühle, viel weichgezeichnetes Licht und weiße Kleider. Frauen spielen hier (und in Teil 2) nur Nebenrollen.
Die Fortsetzung, die im Januar 2024 in die Kinos kam, heißt im Untertitel Os Mensageiros (die Botschafter, die Boten). André Luiz (gespielt von Renato Prieto) gehört nun zu einem Team von Boten, die, angeführt von Aniceto (Luis Celulari), versuchen, Menschen an ihre Mission zu erinnern, der sie sich verpflichtet haben. Isidoro leitet ein Haus für Arme und bildet Otávio zum Medium aus, und der reiche Nachbar Fernando finanziert ihn. Leider ist Otávio zu eigensüchtig, stirbt und entpuppt sich in der anderen Welt als böse Kraft, die Menschen dunkle Gedanken einflüstern will. Isidoro ist etwas heuchlerisch, und Fernando achtlos und arrogant. Beide werden dazulernen.
Schöne Worte spricht Aniceto, die in den englischen Untertiteln irgendwie inhaltsleer wirken; das brasilianische Portugiesisch ist schwer zu verstehen, doch es könnte sein, dass die Bedeutung eine andere ist, dass in Brasilien diese Worte einen Klang haben. Die Gespräche der Mensageiros untereinander sind getragen von Emotion, da herrschen Übereinstimmung und Liebe; sie wollen die Welt besser machen. Dieser »Spirit« überträgt sich und verfehlt seine Wirkung nicht; warum können wir nicht, dachte ich mir, mit so einem Geist unsere Tätigkeiten verrichten?
Vielleicht war ich davon angesteckt! Am Tag nach dem Film musste ich mit einem Nachbarn zur Notaufnahme in die Klinik, war nett zu allen, redete mit allen, lobte den Arzt, tat einem jungen hübschen Mädchen einen Gefallen und lächelte später die Apothekerin an, die zunächst schlecht gelaunt war, dann aber doch zurücklächelte. Hab den Mut, ein Engel zu sein! Du kannst auch auf dieser Welt etwas besser machen, dort, wo du bist. Mach, dass sich alle gut fühlen! Das ist es doch, was Aniceto mit »Amor« meinte! Liebe! Amore, Amor, Amour, Love, miłość, liúbav!
Jedes Jahr feiern die Christen Weihnachten. Da wurde ein Kind geboren, das die Welt veränderte. Am Flughafen Zürich lese ich, wenn ich vom Einkaufen beim Migros komme, immer die Schrift: »Where did you make a difference today?« Vermutlich von einer Bank, aber nehmen wir es ernst. Nehmen wir uns etwas vor: ein besserer Mensch zu sein, der, wenn es geht, frohgemut ist und seine Energie weitergibt. Wir alle sind wichtig, und wie wichtig doch ein Lächeln ist! Fangen wir neu an!
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